Tour-Etappenort: In Neuss „hält man die Füße still“

Nach den neuerlichen Dopingvorwürfen erklärt Peter Rebig, Neuss Marketing: Wir forcieren nichts.

Neuss. Der Quirinus drängte sich an den steilsten Pass-Strecken ins Fernsehbild, das Neusser (Anti-Doping-) Modell erreichte einen ungeahnten Bekanntheitsgrad, Briefe gingen von Neuss zu den Organisatoren der Tour de France, und gleichzeitig liefen die Vorbereitungen zur Organisation der Deutschlandtour.

Das war im Sommer. Neuss wollte - wieder einmal - Etappenort der Tour de France werden und sammelte fleißig Punkte. Die Chancen stünden für 2010 besser denn je, hieß es. Das war im Sommer.

Mittlerweile ist die Stadt von der Deutschlandtour-Direktion für die beste Organisation der Tour ausgezeichnet worden. Doch mittlerweile gibt es auch noch neue Dopingvorwürfe, beratschlagt die ARD, ob sie die Tour de France überhaupt noch übertragen soll, hat Düsseldorf seine Bewerbung für den Tour-Prolog zurückgezogen: zu teuer und nicht eben imagefördernd.

Und Neuss? Er sei "maßlos enttäuscht", erklärt Peter Rebig, Chef der Neuss Marketing: Dass mit Stefan Schumacher und Bernhard Kohl zwei Fahrer des "erklärten Sauberstalls" Gerolsteiner gedopt haben sollen, sei ziemlich irritierend.

Als "alter Sportler" hoffe er allerdings noch immer, dass der Radsport gesunde. Ein zu 100 Prozent dopingfreier Radsport aber bleibe wohl ein hehrer Traum. Sascha Severin, Erfinder und Mit-Initiator des ganzheitlich angelegten Neusser Modells, resümiert lakonisch: "Beim Ausmisten fängt es eben auch an zu stinken."

Für ihn sind die neuen Vorwürfe ein Beleg dafür, dass die Kontrollen greifen. Doch Severin beobachtet auch: "Jetzt sind die Totengräber unterwegs." Rennen werden abgesagt, Sponsoren springen ab, und falls die ARD entscheide, nicht zu übertragen, sei das "eine Katastrophe für den Radsport und auch für uns."

Der Chef der Neusser Marketinggesellschaft beschreibt den aktuellen Stand der inoffiziellen Neusser Bewerbung mit einem vorsichtigen: "Wir halten jetzt die Füße still." Neuss habe jedenfalls keine vorvertraglichen Vereinbarungen abgeschlossen.

Die Stadt sei einfach "auf dem Bildschirm der Tour", auch hätten im Sommer die ARD-Vertreter bei den Tour-Managern das Engagement der Neusser ausdrücklich betont. Doch Rebig wiederholt: "Wir forcieren jetzt nichts."

Eines aber steht für den Chef von Neuss Marketing fest: Der Rückzug Düsseldorfs habe mit der informellen Neusser Bewerbung nichts zu tun. "Wir wollen Etappenort sein. Das war immer unabhängig von der Düsseldorfer Prolog-Bewerbung."