Erste Aufgabe: Schultüte malen
An der St.Peter-Grundschule in Rosellen beginnen die Kinder in fünf Klassen.
Neuss. Gerade haben sie die große Begrüßungszeremonie hinter sich gebracht und sind in Klassen eingeteilt worden: die Erstklässer der St.Peter-Grundschule in Rosellen, der größten Grundschule im Kreis. Kaum sind sie auf fünf Eingangsklassen verteilt, da geht es schon in Zweierreihen hinter der neuen Klassenlehrerin her.
Die Kleinen fassen sich an die Hand, und einige schauen noch etwas unglücklich. Eltern und Schultüten müssen sie in der Halle zurücklassen, den ersten Schritt als Schulkind alleine tun. Fremde Kinder, fremde Leute, fremde Räume.
Doch die Anspannung verfliegt schnell, als Klassenlehrerin Jutta Pfeiffer die I-Dötzchen wie eine bunte Prozession aus Ballerina-, Meerjungfrauen- und Piratenschulränzen zu ihrem Klassenzimmer führt. Vor dem Klassenraum hat jedes Kind schnell seinen Kleiderhaken entdeckt. Namensschilder sind schon angebracht, so kann es keinen Streit geben. "Da ist meiner!", ruft es aus allen Ecken. Mit dem Entdecken der Namensschilder scheinen alle Unsicherheiten aus dem Weg geräumt.
Nach und nach findet jedes Kind seinen Platz an den niedrigen Tischen. Einige der Kinder kennen sich schon, sind seit dem Kindergarten befreundet, Nachbarskinder oder Geschwister. "Meine Schwester Jasmin ist auch da und da drüben sitzen meine Freunde Wesley und Kimberley", erzählt Sarah, während sie ihr Federmäppchen auspackt. Ganz schön aufgeregt sei sie gestern Abend und heute Morgen gewesen, und schlecht geschlafen hat sie auch. "Ich wusste ja nicht, was heute passiert", erklärt das Mädchen leise.
Weniger leise sind dagegen die Brüder Daniel und Tobias. "Guck mal, Frau Thiele, was ich für einen Spitzer habe!", ruft Daniel lautstark der Lehramtsanwärterin zu. Das Herausziehen der Mäppchen aus den voll gepackten Schulranzen sorgt für einigen Tumult in der Klasse.
Ruhe kehrt erst wieder ein, als die Kinder anfangen, ihre Schultüte zu malen. "Das kann ich nicht!", hat ein Kind erst gerufen, doch Lucie weiß Rat: "Du kannst es doch versuchen." Das Ergebnis überzeugt nicht jedes Kind. "Mein Drache sieht aus wie ein Gespenst mit Schwanz": Leonard ist von seinen eigenen Zeichenkünsten enttäuscht. Seine Tischnachbarin Janina lobt ihn dennoch dafür: "Ach, Leo, das sieht doch gut aus."
Doch dann kommen auch schon die Eltern mit gezückten Kameras, schick in Anzug und festlichem Kleid, und lassen ihre Kinder stolz mit der Schultüte posieren. "Für mich war der heutige Tag sicherlich noch aufregender als für meine Tochter Lisa", sagt Heinz Dürken schmunzelnd. Schließlich beginne nun ein neuer Lebensabschnitt für sein erstes Kind, ein weiterer Schritt hin zur Abnabelung. Lisa selbst interessiert das relativ wenig. Sie will nur endlich die Schultüte aufreißen und sehen, was sich darin verbirgt.