Neuss: Die HipHop-Krone aus Paris für Adnan und Ogieva

Zwei Tänzer aus Neuss mit Meisterschaftstitel. Neue Produktion von Hamdi Berdid ab 28. April.

Neuss. Lauter Bass dröhnt durch den Proberaum der Alten Post. Dann wieder schlagartig Stille. Ein Tänzer hat seinen Einsatz verpasst. "Wiederholt die Szenenabfolge - und konzentriert Euch", ruft HipHop-Profi Hamdi Berdid von der Empore hinunter.

Viel Zeit bleibt den elf Tänzern nicht mehr, bis sie bei der Premiere ihres neuen Tanzstücks (28. April, 11 Uhr) auf der Bühne stehen werden. Schon ertönt die Musik, die Tänzer sind vollkommen in ihrem Element. Adnan Zatouri und Ogieva Idahosa fliegen zum Swing-Titel über die Bühne, schaffen aus dem Stand meterhohe Sprünge.

Beim renommierten Tanzwettbewerb "Juste Debout" in Paris konnten sich die zwei Tänzer gerade gegen die internationale Konkurrenz behaupten und den Meisterschaftstitel in der Kategorie "Housedance" nach Neuss holen.

Sie trainieren seit einem Jahr in der Alten Post, hatten sich intensiv auf die "Battle", den tänzerischen Schlagabtausch auf der Bühne, vorbereitet. Bereits 2008 waren Zatouri und Idahosa beim ersten "Urban Champs" von Hamdi Berdid dabei. "Bei allem, was wir machen, ist es unser Ziel, HipHop als Kunstform zu etablieren", so Berdid.

Mit seiner neuen Tanzproduktion "Musterkanaken" scheint der 25-jährige Hamdi Berdid seinem Ziel wieder ein Stück näher gekommen zu sein. Sie thematisiert das Leben als Neu-Deutscher. Mittlerweile haben fast alle Jugendliche, die in der Produktion mittanzen, die deutsche Staatsbürgerschaft, kommen aber aus allen Himmelsrichtungen.

"Die Tänzer erzählen auf der Bühne ihre eigene Biographie nach - warum sie nach Deutschland kamen und wie sie das Leben in einem fremden Land erlebt haben", sagt Berdid. Das Stück soll zeigen, wie viele Wege es gibt, sich zu integrieren und trotzdem sich selbst und der Heimat treu zu bleiben. "Tanz ist wohl das beste Mittel zur Integration", ist er überzeugt.

Berdid tanzt bereits seit seinem 14. Lebensjahr. Er etablierte sich in der HipHop-Szene, kreierte Shows und Projekte, wie das auf Shakespeare basierende, mit dem Jugendkulturpreis NRW ausgezeichnete Stück "Ghetto Love" sowie das halbjährlich stattfindende "Creative Festival".

Dass nun zwei seiner Tänzer in Paris auf dem Siegertreppchen landeten, ist für Berdid ein großer Erfolg. "Damit zeigt sich, dass man mit Zielstrebigkeit und Disziplin seine Träume in die Realität umsetzen kann."

Bürgermeister Herbert Napp stattete den Tänzern am Dienstag einen Besuch ab. Für das Gespräch streifte er dann auch gerne die Krawatte ab und setzte sich ganz "HipHop-tauglich" eine Baseballkappe auf.