Neuss: In Krisen ein Begleiter sein
Pfarrer Peter Kohlgraf steht den Schülerinnen am Gymnasium Marienberg zur Seite.
Neuss. Sie haben stets ein offenes Ohr für die Probleme der Schüler: Sozialpädagogen und Seelsorger werden immer häufiger an Schulen eingesetzt. Dass sie eine wichtige Rolle im Schulalltag spielen können, zeigt der aktuelle Fall in Winnenden: Möglicherweise wäre es nicht zu der Katastrophe gekommen, wenn Tim K. in seiner Not einen Ansprechpartner gehabt hätte.
Auch am Erzbischöflichen Mädchengymnasium Marienberg und der dazu gehörenden Höheren Handelsschule ist jemand für die 1700 Jugendlichen da, wenn ihnen schulische oder private Sorgen über den Kopf zu wachsen drohen. Zwölf Jahre lang war Pfarrer Martin Kürten der Ansprechpartner. Zu Beginn des Jahres wurde er vom Erzbistum jedoch an eine andere Schule versetzt.
Sein Nachfolger ist Pfarrer Peter Kohlgraf. "Ich freue mich auf meinen neuen Posten. Mir ist es wichtig, nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Eltern und Lehrer da zu sein, wenn sie das Bedürfnis haben, mit jemanden zu sprechen. Schulen sind ja quasi wie eigene kleine Gemeinden", sagt der 41-jährige Theologe aus Köln, der bereits an einer Bonner Schule Krisenvermittler war.
Kohlgraf weiß zwar, dass ein Seelsorger Katastrophen wie in Winnenden nicht verhindern könne. "Aber wenn Menschen sich in Krisen nicht allein fühlen, kann ihnen das helfen, sie anders zu bewältigen", sagt er.
Neben seiner seelsorgerischen Funktion wird Kohlgraf die täglichen Gottesdienste leiten und am Gymnasium Religion unterrichten. Dabei will er eigene Schwerpunkte setzen. "Ein paar Pläne habe ich schon. Ich will neue Ideen in die Orientierungstage am Mädchengymnasium bringen", verrät Kohlgraf.
Vertrauen zu einem neuen Pfarrer an ihrer Schule zu fassen, falle ihnen nicht schwer, sagen die Schülerinnen. Obwohl sie anfangs traurig waren, Pfarrer Kürten zu verabschieden. "Er hat uns eingeschult, uns während der Schulzeit begleitet. Wir hätten ihn gerne auch noch beim Abitur an unserer Seite gehabt", sagt Laura Cohnitz (19).
Ihre Erwartungen an einen Seelsorger hätten sie Pfarrer Kohlgraf bereits mitgeteilt. "Es ist einfach schön zu wissen, dass jemand da ist", sagt Hannah Huber (19), 13.Stufe. Mitschülerin Annika Wanders (19) hat einen besonderen Wunsch: "Pfarrer Kürten kam oft nach, wenn wir auf SV-Fahrten waren, und brachte Süßigkeiten mit. Es wäre toll, wenn das nicht aufhört." Und das versprach Pfarrer Kohlgraf den jungen Frauen hoch und heilig.