Neuss: Verlierer der Abwrackprämie

Die Abwrackprämie spült derzeit viel Geld in die Kassen mancher Automobilhersteller. Händler von Gebrauchtwagen haben das Nachsehen.

Neuss. Das Telefon steht am Donnetsga nicht still. Erst klingelt es im Büro des Gebrauchtwagenhändlers Metin Akdas, dann wieder in dessen Jackentasche. Kaum hat er aufgelegt, wird er von einem Kollegen gebeten, eines der Autos vom Hof zu fahren. "So viel war schon lange nicht mehr los.

Erst seit zwei Wochen ist endlich wieder Bewegung zu spüren", sagt Akdas erfreut, sichtlich überrascht vom Besucherandrang. Erklären kann er sich den Ansturm allerdings nicht. "Vielleicht haben die Leute eingesehen, dass Gebrauchtwagen zumindest immer noch eine Alternative zum Neuwagen sind." Die Abwrackprämie habe den Händlern das Geschäft "ganz schön kaputt gemacht". "Seit Januar läuft es eigentlich richtig schlecht", ärgert sich Akdas.

Wenn sich ein Kunde in den vergangenen Monaten mal auf das Gelände an der Further Straße verlaufen habe, sei es spätestens beim Verkaufsgespräch immer wieder auf das eine Argument des Kunden hinausgelaufen: "Da kann ich meinen Wagen auch verschrotten lassen und mir einen Neuwagen anschaffen."

Metin Askas kann das nicht mehr hören. "Die Kunden versuchen, die Preise mächtig zu drücken", so Akdas. Sie wüssten, dass Gebrauchtwagenhändler mittlerweile auf jeden Kunden angewiesen seien.

Eine Marktnische habe der Gebrauchtwagenhändler aber nach wie vor: "Autos für 1000 oder 1500 Euro sind gefragt." Für das Geld bekomme man so schnell keinen Neuwagen. "Wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, sind auch Gebrauchtwagen attraktiv", so Akdas Hoffnung. "Die Leute sparen in Zeiten der Krise, wo sie können. Wir kommen ihnen entgegen und bauen bei Reparaturen auf Wunsch auch gebrauchte und damit preiswertere Ersatzteile ein."

Dadurch, dass alte Autos nunmehr immer häufiger in der Presse landen, entsteht aber auch in den Werkstätten ein Problem, weiß Akdas. "Die alten Ersatzteile finden beinahe keinen Abnehmer mehr, sie passen nicht in die neuen Fahrzeuge."

Gebrauchtwagenhändler Akar Kenan hat sich vor 18 Jahren selbstständig gemacht. Mit Autos lasse sich immer Geld machen, habe er sich damals gedacht. "Jetzt stehen wir vor der Schließung des Ladens. Am Freitag wird das Gewerbe abgemeldet", sagt der 53-Jährige. Der Frust ist deutlich herauszuhören. "Schon vor zwei Jahren fing es an, sehr schwer zu werden. Die staatliche Förderung von Neuwagen hat uns das Geschäft aber erst richtig ruiniert."

Am Tag besuchen sein Gelände am Henselsgraben zwei Kunden, an manchen Tagen wartet er vergeblich. Nun will der einst so leidenschaftliche Gebrauchtwagenhändler der Automobilbranche den Rücken kehren.

Auch Metin Akdas steht mit "Automobile Akdas" in den roten Zahlen. Durch den Aufwind der vergangenen zwei Wochen hofft er aber darauf, in diesem Jahr wieder einen Fuß auf den Boden zu bekommen. "Wir hoffen, dass unser Durchhaltevermögen mit besseren Zeiten belohnt wird."