Holzbüttgen: WZ-Interview mit dem Förderkreis Holzbüttgen

Aus einer kleinen Initiative ist in zehn Jahren ein Verein mit 900 Mitgliedern geworden: Der überparteiliche Förderkreis Holzbüttgen setzt sich für Bürgerinteressen ein. Die WZ sprach mit dem Vorsitzenden Franjo Rademacher.

Holzbüttgen. Mit dem Ärger um ein Asylantenheim am Bruchweg hat vor zehn Jahr alles angefangen. Aus einer kleinen Bürgerinitiative, die das Ziel verfolgte, ein "schöneres Holzbüttgen" zu schaffen, ist ein großer Verein geworden: rund 900 Mitglieder setzen sich im Förderkreis Holzbüttgen für ihren Ortsteil und darüberhinaus ein.

Auf der Mitgliederversammlung am Dienstagabend sind Franjo Rademacher als Vorsitzender und Theo Werner als dessen Stellvertreter in ihren Ämtern einstimmig von den 67 Mitgliedern bestätigt worden. Das gilt auch für Anton Kränzle als Schriftführer. In den neuen Vorstand wurden zudem Frank Lasogga und Beate Kopp als Beisitzer einstimmig gewählt.

WZ: Herr Rademacher, die Vorstandsarbeit im vergangenen Jahr war nicht nur durch die Themen Fluglärm und Grundwasser geprägt, sondern auch durch die Bürgerumfrage. Sind die Ergebnisse bereits abgearbeitet?

Rademacher: Nein, sie dient uns als Grundlage für unsere Arbeit in den nächsten Jahren. Nicht geringe Teile sind auch in den Wahlprogrammen der Parteien in irgendeiner Form zu finden.

So hat auch die CDU die Themen Fluglärm und Grundwasser wieder aufgenommen. Und will nach einer Lösung suchen. Unserer Arbeit ist es auch zu verdanken, dass ein Gutachten, das ursprünglich nur für Korschenbroich gedacht war, nun auf Kaarst ausgedehnt wird.

WZ: Ist es nicht vermessen, dass ein Verein, der sich ursprünglich um die Verschönerung des Ortsteils kümmern wollte, sich für Themen einsetzt, die die gesamte Stadt betreffen?

Rademacher: Nein! 80 Prozent der Themen, mit denen sich der Förderkreis beschäftigt, betreffen die gesamte Stadt. Vom Hundedreck bis zur Grundwasserproblematik. Auch der Fluglärm ärgert ja nicht nur die Bürger in Holzbüttgen, sondern auch die in den anderen Ortsteilen.

So haben wir Mitglieder, die nicht aus Holzbüttgen stammen. Vorstandsmitglied Frank Lasogga zum Beispiel wohnt in Kaarst. Und wenn wir uns mit dem Thema Verkehr beschäftigen, wenn es um die Erweiterung des Gewerbegebiets Hüngert geht, dann muss auch die gesamte Stadt einbezogen werden.

WZ: Der Förderkreis selbst sieht sich als überparteilich und unabhängig. Wie demokratisch ist der Verein? Finden regelmäßig Vereinsversammlungen statt, in der die Meinungen der Mitglieder abgefragt werden?

Rademacher: Nein, so funktioniert das nicht. Dazu haben wir unter anderem die große Bürgerbefragung gemacht, um Meinungen abzufragen. Ansonsten kann sich jedes Mitglied jederzeit an den Vorstand wenden. Und das geschieht ja auch. Den Vorstand erreichen auch viele Anfragen und Sorgen. Wir nehmen uns der Themen an und versuchen, eine Lösung zu finden.

WZ: Und wie funktioniert die Meinungsfindung des Vereins bei so einem komplexen Thema wie dem neuen geplanten Gewerbegebiet Hüngert II?

Rademacher: Auch der Förderkreis weiß nicht auf alles eine Lösung. Und sicherlich gibt es im Verein auch ganz unterschiedliche Meinungen zu dem Thema. Dann versuchen wir mit Hilfe von externem Sachverstand eine Lösung zu finden: So soll es im Mai oder Juni eine Informationsveranstaltung geben, zu der wir Professor Hans Heinrich Blotevogel, Raumplaner von der Universität Dortmund, einladen werden.

Das Thema Hüngert II ist einfach zu komplex, als dass man hier schnell entscheiden könne. Ich möchte mir in 20 Jahren von der nachfolgenden Generation nicht vorwerfen lassen, dass wir bei der Entscheidungsfindung nicht ausreichend informiert waren.