Grevenbroich: Auswandern nach Australien
Der Barrensteiner Norbert Weibeler ist vor zwei Jahren mit seinen Freunden nach Australien ausgewandert.
Grevenbroich/Castlemaine. Eigentlich ist Norbert Weibeler viel zu müde, um zu telefonieren. Schließlich liegt eine vierwöchige Motorrad-Reise quer durchs australische Outback hinter ihm.
Ein wenig Schlaf käme dem 46-Jährigen eigentlich gelegen - schließlich ist es im fernen Australien schon kurz vor Mitternacht. Doch wenn der Barrensteiner erst einmal von der Wildnis und Weite Australiens spricht, gerät er ins Schwärmen.
Zusammen mit seinen Freunden aus Düsseldorf, Claudia und Heinz Weber, wanderte Weibeler im Februar 2007 mit Sack und Pack nach Australien aus. Sonne, Natur, viel Platz und ein weltoffenes Klima reizten den Grevenbroicher schon seit Jahren.
Als ihm dann ein Bekannter einen Auto- und Motorradverleih inklusive Ausflugsagentur im Süden Australiens zum Kauf anbot, überlegte der Barrensteiner nicht lange. Schon ein paar Monate später war er weg, down under. Inzwischen wohnen die drei Rheinländer in Castlemaine, 120 Kilometer nordwestlich von Melbourne.
Seit ihrer Ankunft auf der anderen Seite der Welt gefällt es den drei Auswanderern immer besser. "Es war nicht einfach, als wir hier ankamen", berichtet der Kfz-Meister, der in Barrenstein die Motorrad-Werkstatt "Boxerschmiede" betrieben hat.
Mit altmodischer Romantik habe das Übersiedeln nichts zu tun. Die Abnabelung vom Freundeskreis sei ihm damals sehr schwer gefallen, sagt er.
"Ich bin hier zwar gleich in einen Sportverein eingetreten, doch es ist nicht leicht, neue Freundschaften zu schließen." Doch nach Startproblemen werden die drei Freunde auf dem fünften Kontinent immer heimischer.
"Diese Weite und Kraft der Landschaft berührt mich tief", sagt Weibeler begeistert. "Hier gibt es Palmen vor der Haustür, wilde Tiere wie Schlangen und Krokodile."
Entsprechend viel Spaß bereiten ihm dann auch die Motorrad-Touren auf seiner Enduro quer durch die Wildnis. "Bei einigen Touren haben wir keine Toilette und keinen Strom, holen uns das Wasser aus den Brunnen", berichtet Weibeler.
"Aber das ist der Mythos Australiens. Und diese raue Landschaft fasziniert einen, auch wenn man gerade 1000 Fliegen auf dem Helm-Visier hat."
Das Grün der Rheinwiesen vermisst Weibeler nur selten, allerdings fehlt ihm die Kultur: "Das sind schon andere Entfernungen hier, da kann man nicht einfach mal so nach Kölle jetten." Dafür schmeckt ihm das australische Bier und auch Kängurufleisch hat er schon gegessen. Schokolade lässt er sich ab und zu aus Deutschland nachschicken.
Einen Rückfahrschein hat Weibeler nicht gebucht. "Hier muss man sich stellen, so einfach kann man nicht zurück", sagt er. "Wir haben alles in die Firma investiert. Das erste Jahr war hart und auch in den letzten vier Wochen hatte ich nur einen freien Tag."
Die Zäsur in seinem Leben habe sich aber gelohnt, ist er sich sicher. Trotz Rezession laufe das Geschäft "ganz okay": "Zwischendurch kommt schon ein wenig Wehmut auf, aber wir bereuen die Entscheidung nicht."
Im Juni setzt sich Weibeler allerdings doch wieder in den Flieger nach Deutschland: Er besucht eine Motorradmesse - und natürlich seine Freunde und Verwandten in Barrenstein.