Neuss: Vom Sandberg und einem sinnlosem Bemühen
In der Alten Post zeigen Axel Naß und Nils Kemmerling Installationen, die eigens für den Ort konzipiert sind.
Neuss. Der "Doppelpack" ist räumlich fein getrennt. In der Alten Post präsentieren unter diesem Titel ab Sonntag zwei Künstler ihre Werke im Foyer und Obergeschoss. Um kinetische Objekte geht es bei dem Projekt von Axel Naß, um Kunst, die durch Bewegung entsteht. Nils Kemmerling präsentiert drei Arbeiten; im Mittelpunkt steht eine Videoinstallation.
Die nimmt den Betrachter gleich beim Eintritt, wenn er das erste Projekt, die Buchstabenfolge S-O-O in den Fensterfeldern passiert hat, gefangen. Zwei großformatige Projektionsflächen, fast freischwebend im abgedunkelten Raum. Es laufen zwei Filme parallel, 18 Minuten lang, gedreht mit jeweils einer Einstellung in Echtzeit. Da ist ein von Schnee bedeckter Sandhaufen in Hinterhofatmosphäre, ein Mann in weißem Schutzanzug und Helm kriecht darauf herum, rollt herunter, krabbelt wieder hoch, schiebt so nach und nach den Schnee vom Sand. Versetzt gegenüber ein Mann im weißen Anzug, auf dem Zeigefinger eine sich drehende Drei-D-Animation von dem (Sand-)Berg. Immer wieder bringt er die Animation neu in Schwung. In welcher Beziehung stehen die Filme? Was ist der Sinn der Anstrengungen? Der Betrachter ist gefordert.
Eher amüsiert wird er wohl von der Arbeit im kleinen Nebenraum sein: Ein Video zeigt Neusser auf dem Münsterplatz. "Halten Sie für Neuss die Luft an", hatte sie Nils Kemmerling gebeten. 29 Menschen tun genau das. Auch eine Form der Kommunikation.
Axel Naß hat das Obergeschoss verwandelt. Möbelstücke, sie könnten einem Jugendzimmer der 70er Jahre entstammen, sind im Raum, auf dem Flur verteilt. Schläuche führen von zwei schwarzen Boxen zu den Schränken und Schubladen, sie transportieren Luft, der die Möbel ganz dezent, sehr subtil, in Bewegung setzt. Da öffnet sich leicht eine Tür, da rührt sich eine Schublade. Und wieder herrscht Stille, dann beginnt die Aktion von neuem. Der Blick schweift, ein Gefühl von Verunsicherung wird sich bei so manchem Betrachter breitmachen.
Im "Doppelpack" treffen zwei prägnante künstlerische Positionen aufeinander. Kurator Ildefons Höyng hat eine neue Form mit Künstlern der Region gewagt. Diese Ausstellung sollten sich die Neusser nicht entgehen lassen.