Neuss: Wenn’s zu Hause stimmt, klappt es auch in der Schule
In Derikum, Erfttal, Nordstadt und Weckhoven startet das Projekt „ProVier“.
Neuss. "Ohne Eltern geht es einfach nicht", sagt Annegret Schulte, Schulamtsdirektorin des Rhein-Kreises Neuss. Um Kinder in Kindergärten und Schulen optimal fördern zu können, sei das Elternhaus gefragt. "Der Einfluss der Eltern auf die Bildungskarriere von Kindern ist größer als der Einfluss von pädagogischen Einrichtungen. Wir müssen also zu Hause ansetzen", erläutert Schulte.
In Derikum, Erfttal, in der Nordstadt und in Weckhoven, den vier Stadtteilen mit den laut Schulte förderungsbedürftigsten Kindern, hat das Projekt "ProVier" begonnen. In drei Jahren soll die bereits bestehende Zusammenarbeit zwischen Kindergärten und Schulen weiter ausgebaut, sollen die Eltern bei der Erziehung unterstützt werden. Die Stadt Neuss hat dafür 300 000 Euro bereit gestellt. "Im Gespräch mit Schul- und Kindergartenleitern wurde deutlich, dass viele Eltern ihre Kinder nicht richtig versorgen können", sagt Annegret Schulte. Lehrer und Erzieher sind nun gefragt, Vertrauen zu gewinnen, damit Eltern Hilfen überhaupt in Anspruch nehmen. In Schulungen will der Arbeitskreis dafür Konzepte entwickeln.
Konkrete Pläne zur Stärkung der Elternarbeit sind regelmäßige offene Sprechstunden für Eltern in den Einrichtungen oder Beratungen durch Psychologen, wie es sie bereits in einigen Einrichtungen gibt. Die Vernetzung der Beratungsstellen steht im Vordergrund. "Wenn eine Mutter wegen ihrer Schulden überfordert ist, soll sie von der Erzieherin ihres Kindes erfahren, an wen sie sich wenden kann", sagt Schulte. Dass Erzieher und Lehrer damit vor neuen Herausforderungen stehen, ist Schulte bewusst: "Wir müssen überlegen, was dem Kind mehr hilft. Lieber ein bisschen weniger Arbeit direkt am Kind, dafür mehr Arbeit mit den Eltern zugunsten des Kindes."