Picasso sieht sich selbst - Der Künstler multimedial in Neuss
Mehr als 100 Grafiken, 50 Fotografien sowie eine Hörstation mit Zitaten des bedeutenden Künstlers geben im Clemens-Sels-Museum Auskunft über Picassos Sicht auf den künstlerischen Schaffensprozess.
Neuss. Das künstlerische Selbstbild Pablo Picassos (1881-1973) illustriert eine Ausstellung in Neuss "multimedial". Mehr als 100 Grafiken, 50 Fotografien sowie eine Hörstation mit Zitaten des bedeutenden Künstlers geben Auskunft über Picassos Sicht auf den künstlerischen Schaffensprozess.
Die Schau ist von Sonntag an bis zum 8. Februar im Clemens-Sels-Museum in Neuss als einziger Station zu sehen. Wenn es um Picassos künstlerische Selbstdefinition und das Mysterium der Kreativität gehe, stehe ein genauer Blick auf die Grafiken obenan: Seine weltbekannten Motive "Maler und Modell" seien in Gemälden erst viel später zu finden, erklärt Ausstellungskuratorin Uta Husmeier-Schirlitz.
Frühes Beispiel der Beschäftigung mit dem Mysterium der Kreativität sind Picassos zwölf Radierungen von 1927 zur Balzac- Novelle "Das unbekannte Meisterwerk". Doch statt des einen, vollkommenen Kunstwerkes der literarischen Vorlage schaffen die Maler und Bildhauer auf Picassos Blättern einen ganzen Kosmos künstlerischer Möglichkeiten.
Auch in der weithin bekannten "Suite Vollard" der 1930er Jahre finden sich deutliche Anspielungen auf das Thema Kreativität: Der zottelige Minotaurus taucht erstmals als Motiv auf, stellt dem rational schaffenden Künstler eine erotische Komponente zur Seite.
In der Person des "Rembrandt", später auch des "Velazquez", beansprucht Picasso selbstbewusst seine Stellung in der Kunst und macht sich bildnerisch wohl auch Gedanken über die Ausstrahlung des "Genies" im Kunstwerk. Dünne Linien, die wie Sonnenstrahlen von den abgebildeten Werken ausgehen, legen diese Gedanken nahe, meint Kuratorin Husmeier-Schirlitz.
Auffällig sind Blätter, die einen Maler ohne Leinwand vor seinem oft nackten Modell zeigen: Hier fragte sich wohl der Meister nach der Möglichkeit, die bloßen Gedanken in ein stimmiges Werk zu übertragen. Der "Suite 347" von 1968 entstammt ein Blatt zum Thema der künstlerischen Ekstase.
Aus dem chaotisch schwarzen Hintergrund tauchen lediglich das Gesicht des Künstlers sowie sein Modell auf. Eine späte Grafik zeigt Picasso zweifelnd als karikiertes Selbstporträt mit Narrenkappe: Offenbar sah sich der Jahrhundert- Künstler daran gescheitert, zum Schöpfer eines vollendeten Werkes zu werden.