So sieht die Arbeit der Lebensretter auf dem Rhein aus
Innerhalb von acht Minuten sind die Helfer vor Ort, wenn ein Notfall auf dem Rhein gemeldet wird.
Neuss. Am Wochenende hatte ein Leistungsschwimmer im Rhein einen Großeinsatz der Neusser Rettungskräfte verursacht. Wenn wie geschehen, Passanten die Rettungskräfte rufen, ist sofortiges Handeln nötig. „Es ist davon auszugehen, dass die Person dringend Hilfe braucht“, erklärt Hans-Joachim Klein, Leiter des Kreisordnungsamtes, das die Leitstelle für Rettungswesen, Feuer- und Katastrophenschutz betreibt.
Wird eine hilflose Person im Rhein gemeldet, werden alle verfügbaren Kräfte in Neuss und umliegenden Städten über in Marsch gesetzt, sagt Klein. „Die Alarmierungen von Wasserwacht, Feuerwehr, DLRG und Wasserschutzpolizei gehen parallel raus. Wenn in der Nähe, wird auch ein Suchhubschrauber vom ADAC angefordert.“
„Die Rettungsdienste in Neuss sind spätestens nach acht Minuten vor Ort. Dasselbe gilt für die Feuerwehr“, erklärt Klein. Für die einzelnen Rheinabschnitte — Neuss reicht von den Streckenkilometern 729 bis 740 — seien die Zuständigkeiten aufgeteilt. Für die Retter gebe es spezielle Zufahrten.
„Alle Helfer, die dem Ertrinkenden entgegenfahren können, also flussauf“, erklärt Detlev Rohr, der Technische Leiter der Neusser Wasserwacht, die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betrieben wird und in Grimlinghausen am Sporthafen einen festen Wachposten hat. Die Wasserwacht habe zwei Boote, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ein Boot, die Neusser Feuerwehr verfüge über ein großes Löschboot im Hafen sowie ein kleineres Rettungsboot. Darüber hinaus habe die Freiwillige Feuerwehr in Grimlinghausen vor kurzem ein neues Rettungsboot angeschafft. Die Wehrleute kommen zudem mit Verstärkung vom Land. „Die Löschzüge in Grimlinghausen, Uedesheim und Stadtmitte sowie die Berufsfeuerwehr können bei Bedarf alle ausrücken und suchen das Ufer ab“, berichtet der Neusser Feuerwehr-Chef Joachim Elblinger. Hinzu kämen die Helfer von Düsseldorfer Seite, da sich im Rhein die Stadtgrenze befinde.
„Eigentlich gibt es nur zwei Fälle: Entweder schafft man es von sich aus ans Ufer, oder man ertrinkt“, sagt Rohr überspitzt. Dass eine treibende Person gerettet werden könne, passiere äußerst selten. „In Neuss bergen wir leider meist tote Menschen von weiter flussauf.“ Wer in die Strömung gerät, sollte sich mit ihr zum nächstgelegenen Ufer treiben lassen, rät Rohr. „Die meisten versuchen allerdings, zurück zu ihrem Handtuch zu kommen.“ Beim Schwimmen gegen die Strömung verbrauche man jedoch Kraft.
„Eltern mit kleinen Kindern“, sagt Detlev Rohr. „Sie unterschätzen den Rhein häufig.“ Ein voll beladenes Schiff flussauf stelle in der Regel keine Gefahr dar. „Wenn es aber leer zurückkommt, ist es schnell und entwickelt eine Sogwirkung, die ein Kind bis acht Meter Richtung Flussmitte ziehen kann, selbst wenn es nur bis zu den Waden im Wasser steht.“ Gefahrenpunkte seien die seichten Flussufer am alten Campingplatz in Grimlinghausen und an der Uedesheimer Fähre. In Uedesheim unterhält die DLRG daher einen Wachposten.