Krefelder Adventsserie Eine Kirche für alle Menschen im Quartier – besonders im Advent
Serie | Cracau · Ein Besuch in der Friedenskirche, Krefelds größtem evangelischen Gotteshaus.
Das Gemeindehaus der Friedenskirche ist am Donnerstag vor dem zweiten Advent voll. „Der Sozialdienst katholischer Männer feiert hier seine Weihnachtsfeier, wie jedes Jahr“, weiß Pfarrer Marc-Albrecht Harms und fügt hinzu: „Das ist gelebte Ökumene.“
Es ist gewiss ein weiterer Hinweis darauf, wie sehr die evangelische Kirche am Luisenplatz und ihr Gemeindehaus Anlaufpunkte sind für verschiedenste Menschen im Quartier und in der Stadt – unabhängig von ihrer Konfession. Der Kontakt zur Bürgergesellschaft Schinkenplatz ist eng, ebenso zur Stadtverwaltung und zur Bahnhofsmission. Zum kostenfreien Quartiersfrühstück kommen mittwochs bis zu 120 Leute, so Harms: „Viele kommen einfach, um beisammen zu sein, etwa weil sie kleine Wohnungen oder kleine Einkommen haben, die Einladungen nach Hause schwierig machen.“ Das Frühstück finanziere derzeit ein Spender, der anonym bleiben möchte, aber gerne zum Helfen vorbeikommt.
Zur Vorweihnachtszeit gibt es dabei auch Schokolade. „Aber am Stück, die Schoko-Nikoläuse sind sehr teuer geworden“, sagt Harms. Aber etwas Süßes müsse im Advent schon sein – findet auch Küsterin Dorla Beth: „Vor allem Kekse.“ Die gab es auch bei der Feier zum ersten Advent. Lieder singen, Stollen, Glühwein und Plätzchen standen auf dem Programm. „Es waren viele da, mehr als 50 Leute, auch von weiter her, etwa aus Uerdingen“, so er Pfarrer. Für viele sei der erste Advent der zentrale Punkt zum Einstieg in die Vorweihnachtszeit. „In diesem Jahr merkt man noch einmal mehr, dass den Menschen der Advent wichtig ist. Es gibt viele Krisen, für die Ukraine ist es der dritte Kriegswinter. Und wir haben viele Ukrainer bei uns.“
Jugendliche präsentieren Heiligabend das Krippenspiel
Schlemmerei gehörte früher eigentlich nicht in den Advent. „Es war eine Zeit der Besinnlichkeit und des Verzichts, das Gelage folgte erst zu Weihnachten“, erklärt Harms. Darum seien auch traditionelle Adventslieder in Moll gehalten. In der Kirche ist von üppiger Dekoration ebenfalls noch nichts zu sehen – Tannenbaum und Krippe werden erst vor dem vierten Advent aufgestellt. Nur der Adventskranz steht und ein einzelner großer Stern schwebt über den vorderen Sitzbänken.
In voller Vorbereitung ist aber schon das Krippenspiel für Heiligabend. Ein Krippenspiel ist in der Weihnachts-Familienmesse ein typisches und beliebtes Element – besonders für Kinder. Das Spiel in der Friedenskirche richtet sich allerdings an die ganze Familie – und es spielen keine Kleinkinder mit. „Es wird von den aktuellen Konfirmanden ausgerichtet, also von Jugendlichen, und ist auch etwas für Erwachsene“, sagt Harms. Junge Akteure aus dem Vorjahr seien wieder dabei, weil es ihnen gut gefallen habe. Dennoch ist die Gruppe klein. „Wir haben zum Beispiel keinen dritten König, aus Fachkräftemangel. Das wird dann im Stück auch so erzählt“, weiß Harms.
Neben dem besonderen Ensemble hat das Krippenspiel auch noch anderen Highlights zu bieten. „Wir haben einen lebensgroßen Ochsen, den haben nicht viele“, sagt Küstern Beth stolz. Das Jahr über wohnt er oben in der Kirche in einem Abstellraum, damit man das Ungetüm nicht weit transportieren muss.
Am ersten Weihnachtstag tritt der neue Gemeindechor zur Messe auf. Musik spielt eine große Rolle in der Friedenskirche: Fast 50 Veranstaltungen gibt es hier im Jahr – ungefähr so viele wie Gottesdienste. An diesem Sonntag steht das Weihnachtskonzert der Musikschule an. Und auch für 2025 stehen schon viele Termine fest. Ein Überblick: