Meinung Ein schlechter Ratgeber
Kommt die Rede auf den Ruhestand, sehen die meisten Deutschen schwarz. Das hat eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung gerade erst wieder bestätigt. Doch wie entstehen eigentlich solche kollektiven Befürchtungen, wo derzeit doch nur etwa drei Prozent der Rentner von staatlicher Stütze leben?
Kommt die Rede auf den Ruhestand, sehen die meisten Deutschen schwarz. Das hat eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung gerade erst wieder bestätigt. Doch wie entstehen eigentlich solche kollektiven Befürchtungen, wo derzeit doch nur etwa drei Prozent der Rentner von staatlicher Stütze leben?
Ein Teil der Erklärung besteht sicher darin, dass die Armutsdebatte häufig von schrillem Alarmismus bestimmt wird. Erinnert sei nur an einen Bericht des Westdeutschen Rundfunks vor zwei Jahren. Damals wurde die Nation mit der Botschaft aufgeschreckt, dass jedem zweiten Rentner (!) von 2030 an die Altersarmut drohe. Der Befund war schlicht aus der Luft gegriffen, aber manche Bundespolitiker stellten sich gar noch an die Spitze der Bewegung, indem sie Abhilfe durch eine Stabilisierung des Rentenniveaus versprachen. Dabei sagt die Höhe des Rentenniveaus noch lange nichts über die Höhe der individuellen Rente aus. Denn es handelt sich nur um ein statistisches Konstrukt. Gleichwohl gilt: Für viele Ruheständler werden die gesetzlichen Altersbezüge auch in Zukunft die zentrale Einkommensquelle bleiben. Aber Schwarzmalerei ist unangebracht.
Mit der frühzeitigen Entscheidung, das reguläre Renteneintrittsalter schrittweise zu erhöhen, hat die Bundespolitik auf die Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft angemessen reagiert. Und ausweislich der aktuellen Studie stößt dieser Weg auch zunehmend auf Akzeptanz. Um den Trend zu fördern, braucht es neue Arbeitskonzepte für ältere Beschäftigte. Breit angelegte Umschulungen für weniger belastende Tätigkeiten wären eine Möglichkeit. Und vielleicht wird man wegen des technischen Fortschritts irgendwann doch noch Sozialbeiträge auf Computer oder Roboter erheben müssen, weil sie den Menschen ersetzen. Alarmismus ist jedenfalls ein schlechter Ratgeber, um solche Herausforderungen zu meistern.