FIFA: Die Doppelmoral ist mit Händen zu greifen

Fifa-Präsident Joseph Blatter präsentiert sich als Reformer

Und es kam, wie es kommen musste. Die Exekutive des Weltfußballverbandes Fifa tagte in Zürich, und heraus kamen Absichtserklärungen — und eine prominent besetzte Ethik-Kommission. Der höchst umstrittene Präsident Joseph Blatter präsentierte sich als Reformer und bedankte sich für die Aufmerksamkeit der Weltpresse. Zurück zur Tagesordnung.

Das Problem der Fifa aber ist so grundsätzlich, dass es von keiner Ethikkommission der Welt zu lösen ist. Wenn die Fifa das Milliardengeschäft Weltmeisterschaft an einen Ausrichter vergibt, verlangt sie im Ausrichterland selbstverständlich Steuerfreiheit. Das wird akzeptiert, nicht nur von Diktaturen, sondern auch von Demokratien wie Deutschland.

Die Fifa ist nicht der einzige Sportverband, der in der Schweiz residiert. Alle Verbände, die ihre Geschäfte möglichst fernab von öffentlicher Kontrolle machen wollen, haben ihren Hauptsitz in diesem Land. Auch das Internationale Olympische Komitee. Zugriff weitgehend unmöglich. Und die Geschäfte mit dem Sport gedeihen ausnehmend gut. In zehn Tagen beginnen die Olympischen Spiele in London. Der US-Sender NBC überweist allein für die US-Fernsehrechte an den Spielen in Vancouver 2010 und London 2012 zwei Milliarden Dollar an das IOC. Gegenüber Turin 2006 und Peking 2008 ist das eine Steigerung von 33 Prozent. Olympia boomt.

Der Fifa-Vermarkter ISL zahlte nachweislich mehr als 100 Millionen Euro Schmiergelder an Fifa-Funktionäre, an ihrer Spitze der langjährige Präsident Joao Havelange und sein ehemaliger Schwiegersohn Ricardo Teixera aus Brasilien. Auch die Fußball-Weltmeisterschaft boomt. Brasilien, Russland und Katar sind die nächsten Veranstalter. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Blatter will nur von Zahlungen an Havelange und Teixeira wissen. Sonst weiß der Schweizer nichts, sagt er. Damals ließ die Fifa ihre Exekutive übrigens auch schon von einer Ethik-Kommission kontrollieren. Die Kommission bestand allerdings ausschließlich aus Mitgliedern der Exekutive. Selbstkontrolle gewissermaßen. Gestern sprach der 76 Jahre alte Blatter in Zürich wieder salbungsvolle Worte. Und man musste den Eindruck haben, des Schweizers Doppelmoral sei mit Händen zu greifen.