Für die Erziehung gibt es kein Patentrezept
Auf der Suche nach der richtigen Strategie fürs Kinderzimmer.
Für die richtige Erziehung gibt es kein Patentrezept, jeder muss seinen eigenen Weg finden. Die große Mehrheit der deutschen Eltern unterschreibt diesen Satz sofort. Im aktuellen "Generationenbarometer" des Allensbach-Instituts waren es sogar 80Prozent. Jeder zweite glaubt, dass Erziehung in den vergangenen Jahren schwieriger geworden sei.
Weil das so ist, reiben sich viele die Hände: Mit Erziehungsratgebern kann man im Moment gutes Geld verdienen. Sobald jemand eine neue These über Grenzen, Regeln oder Disziplin ausgebrütet hat, wird sie unters hungrige Elternvolk geblasen. Nach dem Motto: Die kaufen sowieso alles - weil sie doch noch auf das Patentrezept hoffen.
Nur leider warten die Kinder nicht, bis endlich die richtigen, die endgültig erfolgreichen Erziehungsrezepte da sind. Kinder wachsen einfach weiter - und manchmal wuchern sie auch. Die Mehrheit der Eltern klagt, dass der Nachwuchs zu viel vor dem Computer oder Fernseher sitzt, zu viel Alkohol trinkt oder zu dick ist.
Und wir Eltern erziehen nach Leibeskräften, in einer Mischung aus allem: Zu 20 Prozent vertrauen wir auf unseren Instinkt, zu 40Prozent schauen wir, was die anderen Eltern machen, womit sie scheitern, womit sie Erfolg haben, zu 30Prozent glauben wir Ratgebern, und in zehn Prozent der Fälle fragen wir uns vielleicht, ob wirklich alles falsch war, was unsere eigenen Eltern angestellt haben.
Was bleibt uns Einzelkämpfern auch anderes zu tun? Es gibt heute zum Glück keine Kirche, keine Partei und auch keine Schule, die Eltern ihren Erziehungsstil vorschreiben könnte. Das ist gut so, das ist aber auch eine Bürde. Denn Eltern, die ihre Sache ernst nehmen, fragen sich mehrmals am Tag: War das richtig?
Und es ist niemand da, der diese Frage endgültig beantworten könnte. Das muss man sehen, wenn man sich vorschnell darüber erregt, dass Eltern Kinder heutzutage zwar zu willensstarken, durchsetzungsfähigen Menschen erziehen können, aber oft scheitern, wenn es um die viel geschmähten Sekundärtugenden geht.
Das Ziel, ein selbstbewusstes, aber bescheidenes, zielstrebiges, aber rücksichtsvolles Kind großzuziehen, erfordert mehr als ein Patentrezept. Es erfordert ebensolche Eltern. Sind wir das?