„Gelbe Karte“ als Erfolgsmodell

In diesen Tagen der schlechten Nachrichten sind positive Tendenzen wertvoller denn je: Wenn in NRW die Zahl der verurteilten Jugendlichen stark sinkt, ist das ein Grund zur Freude. Dieser Fakt setzt einen starken Kontrapunkt zu all den Skeptikern, die seit Jahren mit dem ewigen Mantra "Früher war alles besser" die Verwahrlosung der heutigen Jugend beklagen.

Angefangen bei den schlechten deutschen Ergebnissen der Pisa-Studie über die schräge Mode bis hin zu den persönlichen Erfahrungen auf der Straße: Bei vielen Erwachsenen hat die heutige Jugend den Verlierer-Stempel auf die Stirn tätowiert.

Dass die Welt nicht immer krimineller wird, dass es keine Spirale der ständig wachsenden Jugendkriminalität gibt, beweist die neue NRW-Statistik. In Zeiten der sich verschärfenden sozialen Probleme, steigender Arbeitslosigkeit und auch wachsender Armut ist ein Rückgang der jungen Verurteilten um rund 13 Prozent ein sehr guter Wert.

Länder wie etwa Frankreich, Großbritannien oder Italien wären stolz auf diese Entwicklung. NRW kann es auch sein. Denn das Land hat bereits vor Jahren wirksame Modelle gegen die Jugendkriminalität aufgelegt.

Paradox: Die gleiche Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter, die beim Foltermord in Siegburg und bei den Justiz-Pannen in Mönchengladbach ein so schwaches Bild abgegeben hat und dafür eigentlich hätte zurücktreten müssen, brachte mit dem Projekt "Gelbe Karte" eine gute Initiative gegen die Jugendkriminalität auf den Weg.

In Remscheid erfunden, wird mit dieser Methode Jugendlichen bei kleineren Delikten so etwas wie eine letzte Mahnung verabreicht, bevor sie tatsächlich vor den Richter und damit vielleicht auch ins Gefängnis müssen. Das ist wesentlich intelligenter, sozialer und auch preiswerter als eine Verwahrung hinter Gittern.

Fehlt nur noch die notwendige finanzielle Ausstattung der Justiz. Das ist das große Manko auch unter der schwarz-gelben Landesregierung. Es fehlt - wie bei der alten rot-grünen Landesregierung auch - an Drogenberatern in der Zivilgesellschaft wie hinter Gittern, es mangelt auch an Betreuung für gefährdete Personen, also an der klassischen Vorbeugung. Der Trend der Statistik muss in den kommenden Jahren verstetigt werden.