Hinrichtungen in den USA: Eine unmenschliche Strafe

Die USA und die Hinrichtung geistig Behinderter.

Auch ein geistig Behinderter, der getötet hat, muss zur Sicherung der Allgemeinheit eingesperrt werden. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Dass ein offenbar geistig Behinderter aber hingerichtet wird, müsste sogar nach amerikanischem Rechtsverständnis unangemessen sein.

Selbst wenn man sich auf die Argumentation der Befürworter der Todesstrafe einlässt und dem Vergeltungs- und Abschreckungsgedanken folgt: Im Falle eines geistig Behinderten versagen diese Strafzwecke.

Vergeltung und Sühne als Strafzwecke können nur funktionieren, wenn derjenige, den man da bestraft, für seine Tat verantwortlich ist. Wenn er das Unrecht einsehen kann, wenn er schuldig ist. Die Allgemeinheit muss zwar vor solchen Menschen geschützt werden, aber Strafe ohne Schuld darf nicht sein.

Und die Abschreckung? Dass man andere geistig Behinderte, die zu einer Mordtat neigen, durch die Exekution eines Behinderten abschreckt, dürfte wohl niemand glauben. Solch rationale Gedanken kann man ihnen nicht unterstellen.

Aber ließen sich nicht alle anderen — die bösartigen, aber geistig gesunden Täter — durch die Hinrichtung abschrecken? Wohl kaum. Der Abschreckungseffekt auf geistig Gesunde dürfte kaum geringer sein, wenn man geistig Behinderte ausnahmsweise von der Todesstrafe ausnimmt.

Doch die Abschreckung funktioniert sowieso nicht. Die vielen Morde in den USA trotz Todesstrafe sind der beste Beweis dafür. Albert Camus hat das anschaulich so ausgedrückt: Die Abschreckung, so schrieb der französische Schriftsteller schon 1960, wirkt nur auf die Schreckhaften, die nicht zum Verbrechen bestimmt sind. Und versagt gegenüber den Unbeirrbaren, die es zu beirren gälte.

Selbst wenn, was unrealistisch ist, jeder Justizirrtum ausgeschlossen wäre und die Exekution immer den „Richtigen“, den schuldigen Mörder träfe: Auch dann bliebe die Todesstrafe, die der Staat da im Namen seiner Bürger verhängt und vollstreckt, monströs.

Denn wie anders soll man jemanden bezeichnen, der sein dem Tod geweihtes Opfer jahre- oder jahrzehntelang gefangen hält? Der es zwar in der Hoffnung lässt, es werde vielleicht doch noch freikommen, es am Ende aber auf einer Bank festschnallt. Und tötet.