Leitwährung Dollar: Das Ende der amerikanischen Dominanz
Alles nur ein Resultat sich verschiebender Machtverhältnisse? Will die neue Wirtschaftssupermacht im Osten nicht länger hinnehmen, dass die alte Wirtschaftssupermacht im Westen dem globalen Dorf weiter ihren Takt aufzwingt?
Alles nur ein Resultat sich verschiebender Machtverhältnisse? Will die neue Wirtschaftssupermacht im Osten nicht länger hinnehmen, dass die alte Wirtschaftssupermacht im Westen dem globalen Dorf weiter ihren Takt aufzwingt?
Nein, dieses einfache Erklärungsmuster geht an der verzwickten Wirklichkeit vorbei. Tatsache ist, dass China zwei Billionen Dollar in seinen Tresoren eingelagert hat, um deren Wert man sich in Peking sorgt. Der Dollar-Reichtum wiederum ist Folge des atemberaubenden chinesischen Wirtschaftsaufschwungs, der aus dem Konsumrausch der US-Bürger resultierte.
Somit steht die Volksrepublik beim anstehenden Weltwirtschaftsgipfel in London vor einem diplomatischen Kunststück: einerseits im eigenen Interesse nicht das Vertrauen in den Dollar zu unterhöhlen, andererseits aber mit Nachdruck für eine neue, von nationalen Egoismen losgelöste Reservewährung zu werben.
Dabei sind es die Amerikaner selbst, die mit ihrer fahrlässigen Finanzpolitik den Abschied vom Dollar als Weltwährung eingeleitet haben. Seit langem befindet sich die US-Wirtschaft gegenüber dem Rest des Planeten in einer gefährlichen Schieflage. Um ihr monströses Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren, pumpten die USA ohne Unterlass billige Dollar ins System.
Mit fatalen Folgen: Erst die lockere Geldpolitik der US-Notenbank sorgte für jene Verlockungen, die den amerikanischen Kapitalismus zum Kasino verkommen ließen. Erst die Geldschwemme sorgte für jene Spekulationsblasen auf den Immobilien-, Aktien- und Kreditmärkten, deren Platzen die gesamte Weltwirtschaft aus den Angeln hob.
Deshalb muss eine Lehre aus der Systemkrise sein: Ein einziger Staat, und sei er noch so mächtig, wird in einer eng miteinander verzahnten, globalisierten Staatengemeinschaft zum Risiko, wenn er allein die Weltwährung stellt. China hat Recht: Nur eine künstliche, von Nationalstaaten losgelöste Reservewährung kann künftig die Stabilität der globalen Wirtschaft gewährleisten.
Washington wird sich dieser Einsicht allerdings aus verständlichem Eigeninteresse bis zuletzt verweigern - schließlich würde ein solcher Wechsel das Ende der amerikanischen Vormachtstellung besiegeln.