Wieder ein friedliches Sommermärchen

Am Sonntag das Endspiel, am Montag noch einmal die Fanmeile in Berlin - und am Dienstag gehört er endgültig der Vergangenheit an, der dreiwöchige Fußball-Ausnahmezustand. Wir werden die Fahnen einholen, wieder über Benzinpreise diskutieren statt über nicht gegebene Elfmeter, und uns im Fernsehen den Bullen von Tölz anschauen statt Holland gegen Italien.

Was bleibt - außer Toren und Siegen - von dieser Fußball-EM in Erinnerung? Zunächst einmal, dass das friedliche, fröhliche Sommermärchen des Jahres 2006 zumindest aus deutscher Sicht kein Einmal-Ereignis war. Auch diesmal, wo Deutschland nicht die Gastgeber-Rolle spielte, war das Miteinander der Nationalitäten hierzulande absolut unverkrampft, ja freundlich. Niemand wurde beschimpft, wenn er per Fähnchen signalisierte, dass sein Herz für Kroaten, Türken oder Russen schlägt. Fußball als globales Sport-Fest - hässlicher Nationalismus war einmal.

Die Kicker machen es vor. Lahm im deutschen Trikot gegen Altintop im Türken-Dress - im August gehen sie bei Bayern München wieder gemeinsam auf Punktejagd. Ballack gegen Carvalho im Portugal-Spiel - beide im Berufsleben Angestellte von Chelsea London. Fußball ist multi-kulti, und das ist schön so.

Gespielt wurde aber um den Europa-Titel, nicht um einen Schönheitspreis. Den hätten die Niederländer verdient gehabt, aber die wurden von den Russen nach Hause geschickt. Auch die Russen fanden im Halbfinale ihren Meister - Spanien. Die deutsche Nationalmannschaft bewies einmal mehr, dass sich erst in den K.o.-Runden zeigt, wer eine Turniermannschaft ist und am Ende nach der Krone greift.

Von der Partystimmung, wie sie in deutschen Städten herrscht, konnten die Gastgeber in Österreich und in der Schweiz nur träumen. Dort finden die Sport-Märchen eher im Winter statt als im Sommer. Und die stimmungsvollste Fußballarena der Gastgeber-Zwillinge, das Stadion in Wien, bietet gerade so vielen Zuschauern Platz wie der Borussenpark in Mönchengladbach.

Die nächste Europameisterschaft ist 2012 in Polen und der Ukraine. Bis dahin bleibt einiges zu tun, um ein Fest auf internationalem Niveau auszurichten. Aber immerhin steht dort Fußball auf Platz 1 der Begeisterungs-Skala. Das lässt hoffen.