Wenn der Zucker das Öl ersetzt

Die Ferien beginnen und die Benzinpreise steigen. Klingt wie ein Naturgesetz, ist aber keines, sondern vor allem ein Belastungstest der Mineralölfirmen für Verbraucher. Der Ärger ist, besonders zu diesem speziellen Termin, riesig.

Er passt in die üble Stimmung angesichts weltweit explodierender Energiekosten.

Allerdings ist es kurios, was diese alles auslösen. So müssen in der US-Stadt Holly Springs Raser einen zusätzlichen Benzin-Strafzoll bezahlen. Bei uns saugen immer mehr diebische Autofahrer anderen Treibstoff heimlich aus dem Tank. Italien plant eine "Robin-Hood-Steuer" für Mineralölkonzerne, um dank dieser bedürftigen Menschen Zuschüsse zu den Energiekosten zu zahlen. In Deutschland gab es diese Subventions-Idee auch bereits. Nur bei dem Plan, wo das Geld herkommen soll, war man weniger kreativ.

All diese Vorhaben oder Taten sind - abgesehen vom Diebstahl - verständlich. Aber, pardon, sie sind falsch. Denn abgesehen davon, dass der Staat mit Steuerentlastungen etwas zurücknehmen könnte, was er vorher angerichtet hat, sollte er sich möglichst heraushalten. Vor allem sollte er Aktionismus vermeiden, der zwar eilig ein Gruppeninteresse befriedigt, aber ansonsten die Welt nur komplizierter und bürokratischer macht.

Auch wenn steigende Energiepreise im Alltag bitter sind: Was ist die Konsequenz? Sie klettern so hoch, dass es für die Wirtschaft interessanter wird, mehr und andere Energie zur Verfügung zu stellen. Also wächst auch das Angebot. Alternativen werden spannender, die sich vorher kaum rechneten.

Das beginnt in Privathaushalten mit Sonnenkollektoren, Wärmedämmung, Energiesparlampen oder der Auto-Umrüstung auf Gas. Die Chemieindustrie entwickelt neue Produkte, will zum Beispiel Kunststoff-Folien und Verpackungen statt aus Öl aus Zucker herstellen. Selbst ein Lastschiff, das von einem großen Drachen gezogen wird, segelt erfolgreich.

Die meisten dieser Ideen finden auch Umweltschützer gut. Und wenn die Marktwirtschaft funktioniert, dann führen solch neue Wege schlicht auch zu niedrigeren Preisen, weil die Nachfrage nach Öl sinkt. Das kann funktionieren, wenn die Politik es zulässt und die Menschen - bei aller verständlicher Wut - besonnen bleiben.