Wirtschaftskrise als Chance nutzen
Die angeschlagenen Schlüsselbranchen sorgen für Aufschwung.
Die tiefe Wirtschaftskrise, deren Talsohle inzwischen durchschritten sein sollte, lässt sich auch als Chance nutzen. Den Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft, die in den Boomzeiten träge geworden war, hat sie kräftig beschleunigt. Die Unternehmen haben sich jedenfalls bereits an den Startblöcken versammelt: Der Exportweltmeister hat zwar in der weltweiten Krise besonders stark gelitten, aber er wird voraussichtlich auch die wirtschaftliche Erholung anführen und seinen Titel mit Bravour verteidigen können.
Die Unternehmen haben in der Krise neue Themen gefunden, die künftig gute Geschäfte versprechen - beispielsweise Elektroautos sowie Wind- und Solarenergie. Themen, die bis zum vergangenen Herbst meist links liegen gelassen oder gar belächelt wurden. Auf diesen Gebieten hat Deutschland aber bereits Kompetenz, hier könnten nach einer Studie eine halbe Million neue Jobs entstehen.
Diese neuen Jobs sind auch nötig, denn auf dem Arbeitsmarkt, der der wirklichen Wirtschaftslage hinterherhinkt, muss die Bundesrepublik noch durch ein "Tal der Tränen". Allerdings könnte die "Brücken-Funktion" der Kurzarbeit die Auswirkungen abmildern.
Die Kraft der Konjunkturerholung reicht zumindest in einigen Schlüsselbranchen bereits wieder aus, um die Beschäftigten zur Erledigung der Aufträge in den Betrieben zu halten. Denn eines haben Firmenchefs aus den vergangenen Krisen gelernt: Ohne Facharbeiter und Ingenieure klappt der Start nicht. Und künftig sollen, so die Kearney-Studie, 400 000 Fachkräfte aus dem technisch-naturwissenschaftlichen Bereich fehlen, um das mögliche Wachstum vollständig realisieren zu können.
Selbst in der Autoindustrie mit ihren stark gebeutelten Zulieferern macht sich Optimismus breit. Im Premium-Segment könnten Hersteller wie BMW, Audi, Mercedes & Co bald wieder in neuem Glanz erstrahlen. In den Bereichen E-Mobilität und neue Antriebe könnten sie sogar weltweit den Takt vorgeben und die spezialisierten deutschen Zulieferer entsprechend punkten. Tausende Arbeitsplätze sind mit dem Abbau von Überkapazitäten zwar verloren, aber an anderer Stelle der automobilen Kette werden neue entstehen - Hauptsache, sie bleiben in Deutschland.