Altweiber-Treiben in Nettetal: Im Grenzdorf ist der Bär los

Wie immer eine Woche zu früh: Möhnen und andere Jecke von nah und fern feiern ausgelassen in Leuth.

<strong>Leuth. Kurz nach Mitternacht irrten vier Indianerinnen zwischen dem Saal Dückers und dem Rieser-Zelt und erkundigten sich "Wo ist Kother?" Auf die Frage, wieso sie als Indianerinnen, nicht als "Möhnen" nach Leuth gekommen waren, antwortete das Breyell-Schaager Damen-Quartett: "Weil wir auf der Damensitzung in Lobberich waren - und danach war da nix mehr los. Aber: Wir wollen noch nicht nach Haus, wir wollen was erleben. Also, wo ist Kother?"

"Wir haben uns die Brötchen per Taxi kommen lassen" Mia Wessig, Gastwirtin

Im kleinen Grenzdorf Leuth war am seit Generationen um eine Woche vorgezogenen Altweiber-Donnerstag wieder der "Bär" los. Schon gegen 20Uhr rollten drei Mercedes-Limousinen mit Düsseldorfer Kennzeichen auf den Parkstreifen "Zum Wedemhof". In jedem ein Pärchen, Mittvierziger. Die Herren im sportlichen "Räuberzivil", die Damen in Kostümen der 20er- Jahre. "Wir wollen früh sein, uns später von der Menge erdrücken lassen," verrieten sie. Obwohl der Autoverkehr um das "närrische Epi-Zentrum" geleitet wurde, der historische Dorfkern gesperrt war (ausgenommen Taxen), fanden die Narren vom ganzen Niederrhein und aus den benachbarten Niederlanden den Weg. "So ein Tag, so wunderschön wie heute" spielte die Band "The Light Music" im Zelt. Im Saal Dückers und bei Kother bestimmten DJs das Programm, wie die aktuellen Schlager "Sternenlasso, wir spielen Cowboy und Indianer". Die Lobbericher Indianerinnen: "Hier sind wir richtig." Bei Dückers konkurrierte der Brings-Hit "Nur nicht aus Liebe weinen" mit den Paveiern: "Ich bin immer widder Heim jekomme". Überall war immer wieder zu hören und wurde mitgesungen "Mer losse d’r Dom in Kölle." Und nach Mitternacht sogar "Leuth am Niederrhein, wie bist du doch so schön." Einmal im Jahr gibt’s in Leuth freitags keine frischen Brötchen. Dann hat der Bäcker zu, wird der Saal ausgekehrt. "Wir haben gerade die Brötchen mit dem Taxi bekommen, das hat sich unser Team verdient," lachte Mia Wessig (Haus Kother-Wessig). "Es war anstrengend, wir hatten volles Haus und die Stimmung war toll," bilanzierte sie. Einige Gäste waren morgens um 10 Uhr noch da. "Die wollen nicht nach Haus", lachte die "geborene Gastwirtin" und räumte schon mal mit dem Team den kleinen Saal auf. Für das Frühstück mit der gesamten Mannschaft. Erst danach, wenn alles aufgeräumt ist, geht’s ins Bett."

Anja Dückers (Saal Dückers) hatte um 10 Uhr schon drei Stunden Schlaf genossen und war wieder fit. "Um 4 Uhr haben wir die Musik abgestellt. Um 4.30 Uhr waren die letzten Gäste aus dem Haus. Die gesamte Mannschaft sorgte für den ersten Kehraus." Danach wurde geschlafen.

Bei Bäckermeister Franz und Frank Dückers gab’s am Freitagmorgen zum Frühstück "schwarz und weiß": Schwarzbrot nach Ur-Großvaters Rezepten und "Mick" (Weißbrot mit Käse). Der Backofen blieb kalt.

Dieter Brauweiler (Elferrat Löther Rieser) bemerkte kurz nach Mitternacht: "Im Zelt ist die Stimmung spitze, gefühlt sind es wahrscheinlich einige Leute weniger als beim letzten Mal. Aber es kommen noch welche."