Kempen - Notfall: Eine Krankenhaus-Odyssee

Dr. Hans Richter bekam im Kempener Krankenhaus keinen Notarzt.

<strong>Kempen/ St. Tönis. Unglücklich gelaufen, Kommunikationsproblem, Panne - wie man den Morgen des 6. Januar auch überschreibt, für Hans Richter aus St.Tönis gehört der Tag zu den schmerzhaftesten Erfahrungen, die er je gemacht hat. Wegen Nierensteinen musste er mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden, wo ihm trotz rasender Schmerzen nicht geholfen wurde.

Der Reihe nach. In der Nacht zum 6. Januar bekommt der St. Töniser heftige Schmerzen. "Ich wusste sofort, dass es Harnleiter-Steine waren", sagt Richter.

Im Hospital zum Heiligen Geist wird Richter in der Urologie ins Aufnahmezimmer gelegt. Einen Arzt sieht er nicht. Der sei auf dem Weg aus Uerdingen, das dauere etwa eine halbe Stunde, sagt ihm eine Krankenschwester. Richter fragt nach einem Arzt, weil er es vor Schmerzen kaum noch aushält. Ein Arzt sei nicht da, wird ihm erklärt.

Unterdessen ist die Ehefrau eingetroffen. In seiner Not bittet Richter diese, ihn ins Privatauto zu packen und ins Krefelder Klinikum zu bringen. Dort ist zwar auch kein Urologe direkt greifbar, der diensthabende Arzt hängt Richter an den Schmerztropf. Der hat erstmal Ruhe. "Das war sagenhaft."

"Es geht mir überhaupt nicht darum, das Kempener Krankenhaus anzuprangern", sagt Richter. Aber er sei als Schmerzpatient ein Notfall gewesen. "Da muss schnell etwas geschehen." Und ein Laie schätze eine solche Lage völlig anders ein. Der wisse nicht, dass solche Koliken nicht lebensbedrohlich seien.

Richter kennt natürlich auch die organisatorischen Zwänge, die in einem Krankenhaus herrschen. Hier müsse auch die Politik reagieren und für die entsprechenden Rahmenbedingungen in den Ambulanzen sorgen. Auch wenn das manchmal viel Geld koste. Hoch rechnet er dem Kempener Hospital an, dass sich der zuständige Arzt einige Tage später bei ihm entschuldigt hat.

Was tun im Notfall? Die Nummer 112 wählen. Die Feuerwehr-Leitstelle schickt einen Einsatzwagen und gegebenenfalls den Notarzt.

Patientenwunsch "Der Wunsch des Patienten nach einem bestimmten Krankenhaus wird normalerweise berücksichtigt", sagt Michael Oyen, Leiter der Feuerwehr-Leitstelle. Auch im vorliegenden Fall hätte der Kranke das Recht gehabt, nach Krefeld gebracht zu werden.

Ausnahme Die Rettungssanitäter haben eine "Notkompetenz". Wenn sie befinden, dass der Zustand des Patienten zu schlecht ist, entscheiden sie, wo’s hin geht.