Bäckerinnung: Gute Noten für den Christstollen

Wilfried Robertz überprüft die Qualität des Advents-Gebäcks. Und viele Kempener probieren gleich mit.

Kempen. Prüfend wickelt Wilfried Robertz den Christstollen aus seiner Verpackung - genauer gesagt den Butter-Rosinen-Stollen mit Marzipan. Am Weinhaus Straeten herrscht geschäftiges Treiben. Aber der Prüfer vom Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.

Für sein Äußeres bekommt das Gebäck die volle Punktzahl. Seine inneren Werte zeigen aber kleinere Mängel. "Unten ist er zu dunkel. Außerdem fühlt er sich ein wenig trocken an." Am Ende gibt es 92 von 100 Punkten, eine gute Bewertung für das Gebäck.

Ein ganz guter Auftakt für den Christstollen-Test des Verbandes des Rheinischen Bäckerhandwerks. Insgesamt 20 Stollen muss Wilfried Robertz verkosten und bewerten. Nichts entgeht seinen prüfenden Augen, tastenden Fingern und geschärften Geschmacksrezeptoren.

Schlecht schneidet dagegen ein Nuss-Stollen ab. "Die Kruste ist zu dick, die Bräunung zu dunkel. Der Rand schmeckt bitter", so der Fachmann. Da muss der unbekannte Bäcker nachbessern. Die Qualitätsprüfung ist anonym. Nur wer eine gute oder sehr gute Bewertung bekommt, erhält eine Urkunde.

Am Studentenacker versammeln sich derweil Neugierige und probieren selbst die Leckereien. Bei frostigen Temperaturen, Kaffee und Glühwein kommt richtige Weihnachtsmarkt-Atmosphäre auf. Dabei entpuppen sich die Zaungäste selbst als anspruchsvolle Naschkatze. "Sehr saftig, nicht zu trocken", bewertet Helmut Sieg zufrieden. Nicht so glücklich ist dagegen Herbert Flick. "Mir ist das zu süß. Und ich mag keinen Marzipan im Stollen", erklärt der Kempener. Auch Testesser Jürgen Knoll hat seine Vorstellungen: "Es darf nicht überladen sein, nicht zu viel Zitronat oder Marzipan."

"Das ist ein besseres Rosinenbrot", urteilt Kempens stellvertretender Bürgermeister Karl-Heinz Hermans - früher selbst Bäcker. "Etwas flach im Geschmack", bestätigt der Prüfer.

Sorten In Sachsen begann der Siegeszug der Stollen. Er ließ sich in den Regionen mit unterschiedlichen Ausprägungen nieder. Die Dresdner Variante ist die traditionelle, mit einem besonders hohen Butteranteil. Das Markenzeichen des Rheinischen Stollen ist die Marzipanfüllung. In Thüringen wird er glasiert und mit kandierten Früchten angereichert.

Ergebnisse Bei der gestrigen Probe wurden 20 Stollen getestet. Drei waren sehr gut, zehn gut, fünf befriedigend und zwei verbesserungsbedürftig.