Kempen: Martinszug - Fackel-Fantasie ohne Grenzen
Die Laternen der 3000 Kinder und Jugendlichen waren wieder herausragend. In diesem Jahr beteiligten sich zehn Schulen an dem Umzug.
<strong>Kempen. "Ich hätte meine Fackel gerne noch ins Rathaus getragen und dem St. Martin gezeigt", schaut Michelle Pricken traurig auf ihr zerstörtes Raumschiff. Nicht nur die Laterne der Schülerin aus der 5d der Erich Kästner Realschule hatte Regen und Wind am Ende nicht Stand gehalten. Dabei hatte alles so farbenfroh begonnen. Rund 3000 Schüler traten am Samstag fröhlich singend gegen 17.15 Uhr den knapp dreistündigen Zugweg durch die historische Kempener Altstadt an. Reibungslos reihten sich zwölf Kapellen in das Lichtermeer ein, vorneweg das Fanfarenkorps Kempen. Ihre Noten trugen die Trommler und Trompeten auf kleinen selbstgebastelten Laternen direkt auf den Instrumenten und stimmten auf diese Weise die ersten Martinslieder an und auf den kommenden Zug ein. Frösche, Elefanten und Hühner folgten dem St.Martin. Bei Regenbogenschule und Fröbelschule dominierten Tiere in diesem Jahr. Mit ihren Delfinen passten Simon(5) und David (3) Schüring am Wegesrand genau zum Motto. Aber für die Beiden war etwas ganz anderes viel wichtiger als ihre eigene Laterne: "St. Martin!" Als sie am Tag zuvor selbst mit dem Kindergarten durch die Gassen gezogen seien, hätten sie ihn nicht so gut auf dem Pferd sehen können, erläuterte Mutter Anja. "Das ist einfach ein tolles Bild, wenn die ganze Straße von den vielen Lichtern erleuchtet ist", genießt Christoph Endres, der Geschäftsführer des St.-Martin-Vereins, sichtlich den Anblick der Fackelschlange an der Mülhauser Straße. Er habe noch nie den Wetterbericht im Internet so oft gecheckt wie diesmal und sich bei all den unterschiedlichen Prognosen für die Seite mit dem wenigsten Regen entschieden. Leider hat der Trick mit dem Internetwetter nicht bis zum Schluss gereicht, denn als St.Martin in die mit zahlreichen Lampen und Fackeln geschmückte Schulstraße zog, fielen die ersten Tropfen. Aber das machte den staunenden Besuchern am Straßenrand nichts aus. Dichtgedrängt versuchte jeder, einen Blick auf die selbstgebastelten Laternen zu ergattern. Großen Applaus und anerkennende Pfiffe ernteten die 7a und 7d des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums für ihre "Giganten". Jeweils zu Zweit hatten die Schüler riesige Bienenstöcke und Indianerzelte gebastelt und sich ganz eigene Konstruktionen für den dreistündigen Fußmarsch überlegt. Gekrönt wurden die ausgefallenen Basteleien des Gymnasiums am Ende von einem fast drei Meter langen Drachen.
Schüler des Jahrgangs 13 hatten das chinesische Symbol seit den Herbstferien eigens für den Kempener Zug gebaut. "Es macht richtig Spaß zu sehen, dass unser Sohn und die anderen Mädchen aus dem Jahrgang beim Martinszug freiwillig wieder mitgehen, obwohl sie nächstes Jahr Abitur machen", so Barbara Holtemeyer.
St.Martin in Kempen sei eben ein Erlebnis. Die geborene Kempenerin ist selbst vor 43 Jahren das erste Mal beim Martinszug mitgelaufen. "In unseren Fenstern hängen die ganzen alten Laternen unserer Kinder", unterstützt auch ihr Mann Herbert die Tradition.
Tapfer behüteten dagegen die Schüler der Martin-Schule ihre geometrischen Formen- Indianerzeichen und Martinsmotive- vor dem Schauer. Während das Feuerwerk den Himmel erleuchtete, verschwanden die Lichter nach und nach in Plastiktüten. Nach dem 15-minütigen Feuerwerk an der Burg flüchteten viele in warme Stuben.
Durchführung: Organisiert und durchgeführt wird der Sankt-Marin-Zug jedes Jahr vom Kempener St.Martin-Verein.
Sammler: 1984 als St.Martin-Kommitee ins Leben gerufen, zählt er heute als eingetragener Verein 130 Sammler.
10 Schulen: In diesem Jahr beteiligten sich zehn Schulen: Neben vier Grundschulen und Johannes-Hubertus-Schule die weiterführenden Thomaeum, LvD, Realschule, Martin-Schule sowie Liebfrauen-Gymnasium.