Grabungen: Gebeine statt Wasserleitung

Auf der Suche nach alten Leitungen stieß ein Bauarbeiter an St.Vitus auf menschliche Knochen.

Oedt. Grusel bei einem Bauarbeiter - Ein Mitarbeiter der Kempener Firma Hamelmann ist wohl ein mächtiger Schauer über den Rücken gelaufen, als er ungewollt zum Friedhofsgärtner wurde.

Aber von vorne: Die Grefrather Gemeindewerke hatten die Oedter Vituskirche offenbar irrtümlich von der Wasserversorgung getrennt. Dieses kleine Malheur hatte schwerwiegende Folgen. Denn aktuelle Pläne über die Leitungen in der Kirche - die 1903 fertiggestellt wurde - gibt es nicht. Damit möglichst rasch wieder Wasser im Gotteshaus fließt, beauftragten die Gemeindewerke die Firma Hamelmann, an der Nordseite der Kirche mit den Grabungen zu beginnen.

Gesagt, getan. Doch nicht sehr lange, denn nach einer guten halben Stunde ergriff der Arbeiter in voller Panik die Flucht. Die Lust am Buddeln war ihm schlagartig vergangen, als er auf einige menschliche Gebeine stieß.

"Der Mann von Hamelmann stand hier bei mir im Büro", erinnert sich Pfarrsekretärin Angela Schwanitz. Da Pastor Scheulen zu der Zeit nicht da war, informierte sie den Pfarrgemeinderat. Dieser habe veranlasst, dass die Gebeine wieder unter die Erde kamen.

"Das geht ganz ohne liturgischen Rahmen", berichtet Pfarrer Roland Scheulen auf WZ-Nachfrage. Schließlich könne man davon ausgehen, dass der Tote zu seiner Zeit ein ordentliches Begräbnis gehabt habe. "Auf dem Friedhof gibt es eine Stelle, an der solche zufällig ausgegrabenen Gebeine beerdigt werden", erläutert er. Denn so etwas sei kein Einzelfall. Wie oft dies bereits geschehen sei und auch von wann die Gebeine seien, kann der Gottesmann nicht sagen: "Die sind bestimmt aus der Zeit der Vorgängerkirche." Und darüber wisse der Heimatverein gut Bescheid.

Für den klärt Vize Karl-Heinz Brocker die historischen Zusammenhänge auf: "Die neue Kirche wurde an der gleichen Stelle wie die alte errichtet. Aber sie war nicht nur größer, sondern auch anders ausgerichtet als die alte." So hätte die alte eine Ost(Chor)-West (Turm)-Ausrichtung gehabt. Beim heutigen Gotteshaus steht der Turm im Süden und das Chor im Norden. Bereits beim Neubau seien Gebeine gefunden worden. Die wurden etwas tiefer um den alten Turm, der zunächst stehen geblieben sei, aufgeschichtet und mit Erde bedeckt.

Auch der Heimatvereins-Vize hat selbst bei Grabungen Gebeine gefunden. "Das war 1964", erinnert er sich. "Die Kirche bekam eine neue Heizung. Dafür mussten wir drinnen und auch draußen graben. Dabei haben wir Fundamente der alten Kirche gefunden und Gebeine." Einige Schädel und viele Knochen seien das gewesen. "Die wurden anscheinend schon einmal nach Funden dort zusammengelegt", mutmaßt Brocker.

Dauer Seit einer Woche ist Carsten Reuter mit zwei Mitarbeitern auf der Burg an der Arbeit. In knapp drei Wochen wollen sie ihre Arbeit erledigt haben.

Kreis Viersen Die Restaurierung hat der Kreis in Auftrag gegeben, der seit der kommunalen Neugliederung in den 70er-Jahren dort federführend ist. In der Burg sind Kreis- und Stadt-Archiv untergebracht.

Kosten rund 40 000 Euro