Kempen: Folterfotos aus der Heimat auf dem Handy

Unter dem Motto „Wurzeln und Flügel“ lud das Multi-Kulturelle Forum ein.

Kempen. Oft sind sie nur geduldet, bleiben unbeachtet: Aber wenn der Arbeitskreis "Multi-Kulturelles Forum" zum geselligen Nachmittag einlädt, sind Menschen, egal, welcher Hautfarbe, ausdrücklich willkommen, stehen für ein paar Stunden im Mittelpunkt. Jetzt kamen etwa 50 Besucher aus rund zehn verschiedenen Ländern im Gemeindesaal der evangelischen Kirche an der Kerkener Straße zusammen. Der Nachmittag stand diesmal unter dem Motto "Wurzeln und Flügel".

Wurzeln haben die Menschen, die jetzt zusammenkamen, in Ländern wie Sri Lanka, dem Iran oder der Türkei. Flügel verliehen hatten ihnen schwierige wirtschaftliche Verhältnisse oder aber ein politisches Regime, in dem sie nicht mehr leben konnten. Pfarrer Michael Gallach freute sich, dass auch der Verein "Hayat", der seit kurzem einen Gebetsraum an der Kleinbahnstraße hat, mit etlichen Mitgliedern dabei war.

Wer den Menschen aus aller Herren Länder zuhörte, erfuhr Erstaunliches und Erschreckendes: Mahnas Hagenad beispielsweise kommt aus dem Iran. Die 40-Jährige lebt mit ihrer Familie in Grerath, in Kempen besucht sie einen Deutschkurs.

Ihr Mann hat die Argumente, warum es ihn nach Deutschland zog, immer griffbereit: Auf dem Display seines Fotohandys sind schockierende Fotos aus seiner Heimat zu sehen, gefolterte, geschundene Menschen. "Der Typ ist ganz krank", sagt sein Landsmann - er meint den iranischen Präsidenten Ahmadinejad.

Dilek Käskin kommt aus der Türkei - eine offene junge Frau, ohne Kopftuch, zweifache Mutter - und von ihrem türkischen Ehemann geschieden. Ihr Berufswunsch: "Ich möchte gerne Briefträgerin werden - dann habe ich nachmittags Zeit für die Kinder."

Fühlt sie sich als Türkin oder als Deutsche? "Deutschland ist meine Heimat - als ich Probleme hatte, war der deutsche Staat für mich da", so die 31-Jährige. Auf einmal wird ein Lied angestimmt: "Viel Glück und viel Segen auf all’ Deinen Wegen": Gemeint ist der kleine Dogan - der türkische Junge feiert seinen zwölften Geburtstag.

Der Arbeitskreis "Multi-Kulturelles Forum" hat ihm einen Himbeerkuchen mit zwölf Kerzen gebacken, die der Junge mit einem Schlag auspustet. Dass sie wichtig sind, dieses Gefühl vermittelt den Migranten auch die Anwesenheit von Menschen wie Sozialdezernent Hans Ferber, die stellvertretende Bürgermeisterin Mathilde Bildstein (CDU) oder Ratsfrau Heidi Grochtmann (SPD).