Sportpolitik: Schlag unter die Gürtellinie

Willi Hamacher hinterfragt die Förderung des Boxclubs. Die Stadt weist die Kritik zurück.

Kempen. Fördert die Stadt Kempen durch ihre Unterstützung des Boxclubs vor allem auswärtige Sportler? Diese Frage stellte der Sachkundige Bürger Willi Hamacher (CDU/Foto) am Donnerstag im Sportausschuss und sorgte damit für hochgezogene Augenbrauen bei den Vertretern der Stadt.

"Der Boxclub wird definitiv nicht bevorzugt behandelt", stellte Sport-Dezernent Volker Rübo klar. Dass auch einige Nicht-Kempener im Club aktiv seien, sei normal und träfe auch auf andere leistungsstarke Klubs wie den Trampolinverein zu. "In die Sportplätze stecken wir auch jede Menge Geld", sagte Rübo mit Blick auf Hamachers Amt als Vorsitzender des Fußballklubs SV Thomasstadt.

Der jährliche Zuschuss für den Boxclub von 4000Euro in den Jahren 2008 bis 2010 sei gut angelegt, betonte die Ausschussvorsitzende Angelika Drews (SPD). Für die Monate Juli bis Dezember 2007 hat der Club 2300 Euro erhalten, die für die Betriebskosten der neuen Trainingsstätte an der Otto-Schott-Straße10 gedacht sind. Diese Zuschüsse hatte der Sportausschuss in seiner letzten Sitzung einstimmig gebilligt, und auch der Rat hatte zugestimmt.

Und auch Gisela Kadagies (FDP) signalisierte Unverständnis auf den Hamacher-Vorstoß: "Darüber haben wir doch längst abgestimmt."

Auch bei den anderen Tagesordnungspunkten ging es um Finanzen: In den Haushalt 2008 sollen Mittel für eine neue Spielstand-Anzeigetafel in der St.Huberter Halle in Höhe von etwa 3000Euro eingestellt werden.

Startschuss Der Boxclub Kempen04 wird im Oktober 2004 gegründet

Umzug Das erste Trainings-Camp war am Bahnhof im Kanders-Bunker. Wegen des anstehenden Abrisses musste der Club im Sommer umziehen. Das neue Trainingslager an der Otto-Schott-Straße10 wurde weitgehend in Eigenregie erstellt. Bei der Eröffnung am 25. August waren 800 Besucher.

Zuspruch Bei der letzten Veranstaltung in Kempen (Halbfinale Niederrhein-Meisterschaften im Autohaus Gossens) waren 700 Zuschauer.

Stärke Mittlerweile hat der Boxclub knapp 300 Mitglieder.

Erfolge Mit Meikel Gomann (Superschwergewicht Junioren), Jakob Wozniak (Kadetten) und Ferdi Demir (Halbweltergewicht) hat der Boxclub drei NRW-Meister in seinen Reihen.

Spitze Vorsitzender ist Karl-Heinz Redelings, Vize Ulli Witte. Kontakt Tel. 02152/52519.

Willi Hamacher, Vorsitzender des SV Thomasstadt, hat für den Kempener Sport zweifelsohne große Verdienste. Aber seine Kritik, der Boxclub sei wohl schwerlich förderungswürdig, weil seine Mitglieder weitgehend nicht aus Kempen kommen, greift zu kurz. Was Hamacher unerwähnt lässt: Es gibt in der Region kaum Boxclubs, also müssen viele Sportler nach Kempen, wollen sie diese Disziplin vernünftig ausüben. Ferner hat der noch junge Boxclub schon einige Asse hervorgebracht und ist zum Aushängeschild geworden. Und nicht zuletzt: Der Boxclub leistet wie kaum ein anderer Kempener Sportverein über die körperliche Ertüchtigung hinaus sinnvolle und wichtige Integrationsarbeit: Das Camp an der Otto-Schott-Straße10 ist ein Treff für Multikulti und sozial Schwächere. Ein wenig seltsam mutet auch an, wenn ein Vertreter eines Klubs, der nicht minder von der städtischen Unterstützung profitiert, eine solche Debatte vom Zaune bricht.