Cray Valley: Der Countdown läuft
Zu einem Tag der Offenen Tür hatte das Unternehmen eingeladen. Viele kamen, besonders die Anwohner.
St. Tönis. "Das ist das alte Kesselhaus?", fragend blickt Manfred Demandt zu Andreas Pauwelen hinüber. Von dessen Seite kommt ein Nicken. Demandt und seine Frau Petra lassen Blicke neugierig durch die Räumlichkeit wandern. Der Putz blättert von den Wänden ab, in den Fensteröffnungen fehlen Scheiben, die Tür ist ebenfalls verschwunden und durch Ritzen im Fußboden schiebt sich der Löwenzahn hoch.
"Das sieht ja abenteuerlich aus", kommt der Kommentar von Petra Demandt. Man sei ja mit dem Werk groß geworden und könne sich irgendwie gar nicht vorstellen, dass hier bald eine riesige leere Fläche sein werde, fügt sie an.
Und damit kommt das Ehepaar zu der Frage, die ihnen unter den Nägeln brennt. "Wie sieht es mit dem Abriss aus? Mit welchen Störungen müssen wir rechnen", möchten die beiden Anwohner der Mühlenstraße wissen. Eine Frage, die Pauwelen in der Funktion eines Kommunikationsbeauftragten von Cray Valley an diesem Morgen schon oft beantwortet hat.
Ausführlich erklärt er die für den Abriss getroffenen Maßnahmen mit Wasserberieselung, um Staubaufkommen zu minimieren, den Einsatz von Messsonden, die sicherheitshalber die Umgebungskonzentration in der Luft messen werden und den Abtransport per Lastwagen über das Industriegelände, damit die Anwohner an der Mühlenstraße so wenig wie möglich gestört werden.
"Ganz ohne Lärm und Geruchsbelästigung, wenn die Tanks gehoben werden, geht es nicht", gibt er ehrlich zu. Aber von der Geruchsbelästigung gehe keine Gefährdung aus, betont er nochmals.
Am Samstagmorgen hatte Cray Valley aufs ehemalige Gelände an der Mühlenstraße153 in St. Tönis eingeladen, um Besucher die Möglichkeit zu geben, sich das Gelände einmal anzusehen und Fragen zu stellen, bevor der Abriss der Gebäude und Anlagen starten wird. Die Chance nutzten viele St. Töniser.
Der Besucherstrom während der dreistündigen Aktion riss nicht ab. "Es sind weit mehr gekommen, als wir erwartet haben. Das Interesse, besonders aus der Nachbarschaft, ist wirklich sehr groß", zeigt sich Jacques Migniot, Geschäftsführer von Cray Valley, erfreut.
Überall auf dem Gelände sind kleine Gruppen mit entsprechender Begleitung unterwegs, um Fragen zu beantworten. Der ehemalige Werksleiter Thierry Ziegler, Silke Kircheisen, Umweltbeauftragte von Cray Valley und Jürgen Margane von der Ingenieurgesellschaft M&P, die das Abrisskonzept für das Unternehmen erarbeitet hat, nehmen sich für jede einzelne Frage Zeit.
Nur auf die Frage von Patrick Krüll, der als direkt gegenüber wohnender Nachbar gerne wissen möchte, was danach mit dem Gelände passiert, kann noch keiner eine Antwort geben. Die Gespräche mit der Stadt laufen noch. Der Wunsch vieler Nachbarn nach Wohnbebauung wird nicht umgesetzt. Das Gelände soll dem Gewerbe vorbehalten bleiben.