Willich: Astrid Jacob serviert Kosakenzipfel bei den Festspielen
Am 19. Juni haben „Loriots Dramatische Werke“ Premiere. Regie führt Intendantin Astrid Jacob.
Willich. Kennen Sie Erwin Lindemann? Haben Sie das Jodeldiplom in der Tasche? Dann gab’s bei Ihnen gestern Mittag zum Dessert sicher Kosakenzipfel - und die Karten für die nächste Premiere bei den Schlossfestspielen sind längst bestellt. Denn ab Freitag, 19. Juni, heißt es dort: Bühne frei für "Loriots Dramatische Werke".
Zum 85. Geburtstag des großen Humoristen hat Festspiel-Intendantin Astrid Jacob eine 90-minütige Auswahl seiner Sketche zusammengestellt.
"Es wird eine kabarettistisch-satirische Revue mit viel Musik", verrät die Theaterchefin. Die sich durchaus bewusst ist, dass es eine "Mutfrage" ist, die aus dem Fernsehen bekannten Szenen auf die große Bühne zu holen.
"Als sie mir davon erstmals erzählt hat, habe ich gedacht: Das geht doch gar nicht", erinnert sich Schauspieler Manuel Struffolino. Heute weiß er: "Es geht" - auch wenn er in der Vorbereitung seiner Rollen vor Überraschungen nicht gefeit ist.
So lernte er jüngst im Garten seiner Schiefbahner Festspiel-Wohnung einen Sketch auswendig - und fing sich dabei von seinem Vermieter im Vorbeigehen den Satz ein: "Das war aber nicht richtig."
Loriot kennt eben (fast) jeder. Wer aber glaubt, seine TV-Stücke würden nun 1:1 auf die Bühne gebracht, der irrt. Astrid Jacob verspricht vielmehr, dass alles wiedererkennbar, aber doch ganz anders wird. Bekannte Requisiten wie das Sofa werden fehlen.
Ihr minimalistisches Regiekonzept (Ausstattung: Annette Mahlendorf) setzt ganz auf den zeitlosen Wort-Witz Loriots: "Ironie greift da viel zu kurz. Für das, was er schreibt, gibt es eigentlich keinen Begriff."
In zwei thematische Blöcke wird die Inszenierung gegliedert. Bei "Männer und Frauen " gibt’s unter anderem ein Wiedersehen mit "Das Frühstücksei", nach der Pause wird es unter der Überschrift "Fernsehen, Humor und Politik" politisch.
Was beide Blöcke gemeinsam haben, ist das Wiedersehen mit skurrilen Typen, die konsequent aneinander vorbei reden. Sprachlich tun sie das auf höchstem Niveau. "Es gibt Theatertexte, die sind ein Geschenk - und bei Loriot ist das der Fall", schwärmt Schauspielerin Claudia Felix.