Umweltstation in Neersen: Gift und Giersch im Garten

Ameisen, Wildbienen und eine Menge Kräuter warteten auf die Besucher.

Neersen. Da zeigte es sich mal wieder: Kinder sind Erwachsenen überlegen. Jedenfalls in Naturfragen. Beobachten konnte man das beim Tag der offenen Tür der Umweltstation Eva Lorenz im Schlosspark Neersen. Denn zum diesjährigen Thema "Kräuter" wussten die Kleinen im neu angelegten Naturerlebnisgarten oft mehr als die Großen.

"Vieles ist einfach in Vergessenheit geraten", versucht Monika Wagner, die zusammen mit Kollegin Pia Kambergs die schulbiologische Station leitet, den Wissensstand bei den Erwachsenen zu erklären. Während die Kinder also in der Kräuter-Rallye ihr Wissen schon aktiv unter Beweis stellen konnten, gingen die Erwachsenen erstmal durch den neu angelegten Kräutergarten.

Selbst bei den vertrauten Küchenkräutern gab’s Stolpersteine. Wie zum Beispiel hieß diese Pflanze mit grünen samtig-pelzigen Blättern noch mal? Gucken allein, half da wenig, und so hieß es: Ran ans Kraut, zwischen den Fingern verreiben und schnuppern. Und? Genau: Salbei.

Lieber die Finger lassen sollte man dagegen von den Gift- und Hexenkräutern. Neben altbekannten Maiglöckchen hatten hier auch sagenumwobene Kräuter ihren Platz: Besenkraut, zum Beispiel. "Dass hilft Hexen beim Fliegen auf dem Besen", erklärt Monika Wagner lächelnd. Und welche Pflanzen sind noch giftig?

Die Frage beantwortete die neunjährige Rebekka Laschewski in der Kräuter-Rallye mit Leichtigkeit: Fingerhut. So hat die Nachwuchs-Naturforscherin die Aufgaben im Handumdrehen gelöst und kann schon einmal die Preise begutachten: Einen randvoll gefüllten Erlebnisrucksack oder eine Wildbienenstation.

Interessanter für die Erwachsenen war da das Büfett. Denn das zeigte: So ein Kräutergarten ist nicht nur nett zum Schauen, sondern auch gut zum Schmausen. Im leckeren Kräuterquark dann die Überraschung: Auch der sonst als unliebsames Unkraut in mühevoller Arbeit aus dem heimischen Beet gezogene Giersch, ist hier verarbeitet. Also, für nächste Mal: Giersch - rausreißen ja, aber danach nicht in die Tonne, sondern in die Schüssel.

Nicht nur Pflanzenkunde stand aber beim Tag der offenen Tür in der Umweltstation auf dem Programm, sondern, na klar, auch die Tierwelt. Um die den Besuchen ein Stück näher zu bringen, sind die ehrenamtlichen Helfer des Naturschutzbundes (Nabu) da, mit dem die Umweltstation eng zusammenarbeitet. Einer von ihnen ist Harry Abraham.

Der steht gerade an dem neu gebauten Wildbienenhaus. In dem sind Holzklötze und Stämme gestapelt, in die lange enge Löcher gebohrt wurden: Ideale Brutstätten für die Wildbienen. Vor denen haben ja die wenigsten Angst. Ganz anderes verhält sich da mit den Verwandten: Wespen, Hummeln oder Hornissen. Mit einem Irrglauben, will der Experte, Harry Abraham, aufräumen: Drei Hornissenstiche töten keinen Menschen und sieben davon auch kein Pferd!

"Ein Hornissenstich ist gleich gefährlich wie ein Bienenstich und vor Hummeln braucht man zwar keine Angst haben, aber stechen tun die auch, jedenfalls die Weibchen."

Neben diesen wichtigen fliegenden Waldbewohnern gab es auch rund 10 000 krabbelnde zu bestaunen, die in einem gläsernen Schaukasten Platz fanden: Ameisen, genauer die kleine rote Waldameise, die von Heinz van den Brock betreut wurden.

Viel zu erzählen hatte der dem achtjährigen Till, der sich das Gesicht an der Scheibe festdrückte. "Die Kräuter fand er nicht so interessant", sagt Mutter Petra Schuth und lacht. "Aber das ist wohl eine Jungensache".