Anrath: Mit sozialem Wohnungsbau zu vergleichen
Die Asylbewerber-Unterkunft in Anrath wurde ihrer Bestimmung übergeben.
Anrath. "Einfache, moderne Zimmer in Ortsrandlage mit unverbaubarem Fernblick und optimaler Verkehrsanbindung zu vermieten": So könnte ein Makler ein Gebäude anbieten, das am Samstag offiziell eingeweiht wurde: Die neue Asylbewerberunterkunft in Anrath bietet Platz für 90 Menschen, wird aber zurzeit von lediglich 35 Asylbewerbern bewohnt. Das Gebäude kostete rund 1,5 Millionen Euro. Es wurde von der Firma Walter Durst aus Mönchengladbach errichtet. Die Stadt zahlt 20 Jahre lang eine monatliche Miete, dann geht das Haus in ihr Eigentum über.
Bürgermeister Josef Heyes, sein Herausforderer Alexander Oerschkes, der Vorsitzende des Sozialausschusses, Dieter Lambertz, die Leiterin des Geschäftsbereichs "Jugend und Soziales", Susanne Kamp, weitere Vertreter der Verwaltung und zahlreiche Ratsmitglieder waren zur Einweihung gekommen.
Was auffiel: Niemand der 35 Bewohner - überwiegend Menschen aus Afrika und Asien, deren Asylantrag abgelehnt wurde und die hier geduldet werden - ließ sich blicken. Jochen Stukenberg vom Eigenbetrieb "Objekt- und Wohnungsbau" hatte das Gebäude geplant. Zur Bauausführung gab er im Gespräch mit der WZ folgendes zu verstehen: "Sie ist guter Standard." Walter Durst fügte hinzu: "Die Qualität ist mit dem sozialen Wohnungsbau durchaus vergleichbar."
Der Neubau wirkt freundlich, der untere Bereich ist rot verklinkert, der obere Teil des Gebäudes wurde mit einem gelben Anstrich versehen. Gleich nebenan ist die frühere Bleibe der Asylbewerber: Neben dem Neubau wirkt der alte Hof schon beinahe unbewohnbar. Bürgermeister Josef Heyes erinnerte an das Schicksal der Bewohner: "Sie suchen hier eine neue Heimat, Sicherheit und Frieden. Wir alle tragen für diese Menschen eine Mitverantwortung." Gemeinsam mit Susanne Kamp griff er wenig später zum Spaten, um einen Baum zu pflanzen.
Pfarrer Markus Poltermann segnete das Haus und alle, die darin leben. Thomas Kimhofer und Eduard Lampert werden als Hausmeister für die Flüchtlinge da sein. Ute Pelosi, Vorsitzende des Arbeitskreises "Fremde in der Stadt Willich", nahm an der Besichtigung teil. Luxus sieht anders aus - die Bewohner, ausschließlich Männer, leben in Zwei- bis Achtbettzimmern, zur Ausstattung gehören ein einfaches Bett, ein kleiner Tisch und ein Stuhl. Die Habseligkeiten müssen in einen Metallspind passen, der rund 60 Zentimeter breit ist. "Ich finde das sehr schön hier", lautete das Urteil von Ute Pelosi, die Verständnis dafür hatte, dass die Bewohner nicht zur Einweihung kamen.