Büderich: Spaziergang durch die Betonrohre

In Büderich entsteht per unterirdischem Vortrieb ein neuer Stauraumkanal.

Büderich. Irgendwie zieht man doch immer wieder instinktiv den Kopf ein, obwohl in dem Stahlbetonrohr eine Höhe von 1,80 Meter für einen nur knapp 1,70 Meter großen Menschen doch allemal ausreicht.

"Das ist wie bei einem Hubschrauber kurz vor dem Start. Obwohl die sich drehenden Rotoren weit entfernt sind, nähert man sich ihm doch geduckt", zieht Hans Tewordt einen anschaulichen Vergleich.

Tewordt ist zuständiger Bauleiter für den neuen Stauraumkanal im Bereich Fronhof / Alter Kirchweg in Büderich. Seit Anfang März baut die Stadt hier für knapp 700000 Euro hydraulisch im so genannten unterirdischen Vortrieb.

Ein wichtiger Vorteil dieses Verfahrens: Über einen Monitor können die Arbeiten verfolgt, Hindernisse so frühzeitig erkannt werden. Das ist bei weniger modernen Vorgehensweisen nicht der Fall - und genau aus diesem Grund hat die Stadt mit einem Konkurrenz-Unternehmen an einem anderen Standort so ihre Querelen.

"Auch um die Kurve zu bohren, ist kein Problem. Ebenso wie alte Rohre, im Erdreich da gehen wir einfach drunter durch", weiß Experte Roland Heinze.

Von sechs Meter tiefen und im Durchmesser zehn Meter breiten Pressgruben aus sind die Betonrohre bereits bis zur Poststraße vorgetrieben worden.

Sämtliche unterirdisch verlaufenden Leitungen mussten dafür im Vorfeld verlegt werden. Jetzt sind die mit einem Außendurchmesser von 2,30 Meter großen und einem inneren Gefälle von knapp 1,5 Millimeter ausgestatteten Rohre begehbar.

An drei Stellen der Großbaustelle lassen riesige Löcher im Boden einen Blick in die Tiefe zu. "In diesen Gruben entstehen dann später die Bauwerke", sagt Tewordt und meint damit Stauschächte, die mit einer Betonplatte abgedeckt werden. Mitte August soll dann alles fertig sein.

Fünf Mann arbeiten in und an der Baustelle. "Am Tag kommen wir etwa 20 bis 25 Meter voran", berichtet Heinze, dessen Firma sich auf dieses hochmoderne Vortriebsverfahren spezialisiert hat.

865 Kubikmeter Ab- und Regenwasser kann der Stauraumkanal zwischen Fronhof und Poststraße aufnehmen. "Das Wasserfluss-Aufkommen lässt sich mit dem Regenatlas eingrenzen.

Die Berechnungen sind auf zehn Jahre angelegt. Theoretisch schwappt das Wasser nach elf Jahren also über", sagt Matthias Unzeitig, Abteilungsleiter Tiefbau und Entwässerung bei der Stadtverwaltung, nicht so ganz im Ernst.

"Das Ab- und Regenwasser fließt zum Pumpwerk am Apelter Feld, wo es noch einmal durchgesiebt und dann in den Rhein abgeschlagen wird. Da kommen bis zu 200000 Kubikmeter im Jahr zusammen", so Tewordt.