Ein selbstbestimmtes Leben führen

Erika Vey ist auf die Dialyse angewiesen und wartet auf eine Spenderniere.

Büderich. Als großen Erfolg kann man den für Düsseldorf organisierten "World Biggest Walk" vielleicht nicht unbedingt bezeichnen. Lediglich elf Personen folgten dem Aufruf, mit einer Wanderung um den Unterbacher See auf den Mangel an Spenderorganen aufmerksam zu machen.

Nimmt man den Planeten als Maßstab, kann sich das Gesamtergebnis schon eher sehen lassen: Parallel machten sich weltweit in 19 Ländern über 150 Gruppen auf den Weg, um für die Organspende zu werben. "12000 schwer kranke Menschen warten derzeit auf eine Transplantation, da macht jede noch so kleine Aktion Sinn", sagt Erika Vey. Die Büdericherin ist selbst betroffen, seit acht Jahren ist sie Dialysepatientin.

Dass sie aufgrund einer chronischen Nierenerkrankung eines Tages auf die Dialyse angewiesen sein würde, weiß sie seit über 20 Jahren. Lange musste sie nicht einmal Medikamente nehmen, doch irgendwann wurden die Werte schlechter und die Symptome stärker, so dass die "Blutwäsche" unausweichlich war.

Doch die Büdericherin beschäftigte sich frühzeitig mit dem Unabänderlichen und wurde an der Uni-Klinik in Düsseldorf auf ein Verfahren aufmerksam, das weiterhin ein selbstbestimmtes Leben und die Unabhängigkeit von Dialyszentren versprach: die Peritonealdialyse (PD).

"Dabei wird die Dialyselösung durch einen implantierten Katheter in den Bauchraum gefüllt, nach vier bis fünf Stunden muss die mit Giftstoffen gesättigte Lösung durch eine frische ersetzt werden - bis zu viermal am Tag", erklärt Claudia Neumann, die Vorsitzende des Selbsthilfevereins "Leben mit Peritonealdialyse".

Was aufwändig klingt, bedeutet für Erika Vey den Erhalt einer größtmöglichen Eigenständigkeit, denn bei der herkömmlichen Hämodialyse verbringt der Patient dreimal die Woche bis zu fünf Stunden am Tropf, fällt womöglich bei der Arbeit aus und muss nicht selten auf Urlaub verzichten. "Das alles ist bei der Bauchfell-Dialyse anders, daher erschien mit diese Lösung nahezu ideal", sagt die stellvertretende Vorsitzende des Selbsthilfevereins.

Die 21 Mitglieder des Vereins treffen sich mindestens einmal im Monat, tauschen sich aus und halten sich in Gesetzesdingen oder medizinischen Fachfragen auf dem Laufenden. Und Information tut Not. Denn dass nur fünf Prozent die PD in Deutschland in Anspruch nehmen, liege wohl nicht zuletzt daran, dass die Dialysestationen ihre Betten und Geräte ausgelastet sehen wollen und ihr Felle ansonsten womöglich davonschwimmen sehen, spekuliert Neumann. "Aber auch viele Ärzte sind skeptisch - weil sie es nicht besser gelernt haben."

Erika Vey schränkt jedoch ein, dass PD keineswegs für jeden Nierenkranken geeignet sei: "Diabetes, ein hohes Körpergewicht oder eine zu geringe Nierenrestfunktion können Gründe dafür sein, dass nur die Hämodialyse infrage kommt."

Doch egal, ob Hämo- oder Peritonealdialyse - beide Verfahren sind für Betroffene nur ein notwendiges Übel, bis sich der Traum von einem Spenderorgan verwirklichen lässt. Erschwerend komme hinzu, dass sich der Nierenkranke erst mit dem Beginn der notwendig gewordenen Dialyse auf die Warteliste setzen lassen kann, erläutert Neumann, "die Wartezeit beträgt dann durchschnittlich sechs Jahre".

"Es ist doch so: Erst wenn man selbst betroffen ist, wird ein Thema wie Organspende akut", glaubt Erika Vey. "Dabei ist das eine rein private Entscheidung. Man muss sich nirgends registrieren lassen, ein Organspendeausweis im Portemonnaie mit der Einwilligung, im Todesfall lebensrettende Organe spenden zu wollen, reicht aus", wirbt Claudia Neumann, die Glück hatte: Seit acht Jahren trägt sie die Niere eines anderen Menschen in ihrem Körper.