Steine pflastern den zeitlosen Weg des Betrachters

Gisela Bretz und Marlies Blauth schicken Büßer in der Versöhnungskirche in Strümp auf einen steinigen Weg.

Strümp. Wer sich in der Versöhnungskirche auf den Weg macht, der bekommt ein Gefühl für die Zeit. Das wird dem Besucher der Doppel-Ausstellung von Gisela Bretz und Marlies Blauth schon an der ersten Station deutlich vor Augen geführt: Die Zeit verrinnt manchmal schnell, ein Augenblick kann sich aber auch quälend lange hinziehen.

"Die Idee zu der Sanduhr war ein spontaner Einfall, die Umsetzung dagegen langwierig", sagt Gisela Bretz zu der für sie zeitraubenden Skulptur aus Lava-Basalt, Glas und Ostseesand.

Der Weg wird fortan steinig, was dem Oberthema der Ausstellung, "Buße", entspricht. "Jedes Bild stellt einen neuen Untergrund dar, und egal welches Schuhwerk man wählt, das Laufgefühl ist ein anderes", fällt Marlies Blauth zu ihren ausnahmsweise gegenständlichen Stein-Bildern ein. Damit der Weg kein müheloser Spaziergang wird, hat die Künstlerin auf die Strecke kleine Stolpersteine gestreut: Durch Vogelsand, Straßensplit, Reste eines Wespennestes und Ytonstaub muss sich der Wanderer seinen Weg bahnen, "dabei aber nicht zwingend in Sack und Asche gekleidet sein", betont Blauth.

Der Umweg ist ebenso erlaubt wie die Gefahr, auf Abwege zu geraten, einkalkuliert werden muss. Wichtig ist den beiden Künstlerinnen vor allem, dass jeder seine innere Geradlinigkeit erreicht und den für ihn richtigen Weg findet.

Zwangsläufig führt der dann vorbei an der Fotodokumentation von Bretz, die dem Betrachter das ganze Ausmaß seiner Wegstrecke zwischen Himmel und Erde vor Augen führt. Schönheit gibt es oben wie unten, und auch an der Wegstrecke liegt oft Interessantes: Granit-, Grenz- und Pflastersteine, die als Wegekreuze oder -markierungen fungieren können und bei denen Bretz oft nur wenig eingreift, um die Ursprünglichkeit möglichst zu erhalten.

Wer den Weg erfolgreich zurückgelegt hat, auf den wartet - sozusagen als Belohnung - das Bild von Marlies Blauth im Altarraum, das durch seine Ambivalenz besticht, und, so die Künstlerin, "Hoffnung auf eine positive Lebensbilanz aufzeigt. Die Arbeit ist ein Gefüge aus Schwere und Leichtigkeit und weist auf eine nicht-greifbare Dimension hin".

Tipp an den Bild-Wanderer: Wenn das Sonnenlicht am Vormittag durch die Fenster der Versöhnungskirche scheint, wirkt der Weg gar nicht mehr so steinig - Buße tun wird so dann vielleicht doch zu einem angenehmen Zeitvertreib.

“ Buße: Gisela Bretz (Skulpturen), Marlies Blauth (Malerei); Versöhnungskirche Strümp, Mönkesweg 22; bis 20. November; Öffnungszeiten: werktags 9-12 Uhr