Grevenbroich: Brasilianische Straßenszenen und wilde Tiere

Roland Brozio zeigt filigrane Holzschnitte des Künstlers Hansen-Bahia.

Grevenbroich. Als Karl-Heinz Hansen wurde er 1915 in Hamburg geboren, eine zweite Heimat fand er nach dem Krieg in Brasilien. Unter dem Namen Hansen-Bahia ist der Maler und Druckgrafiker heute bekannt, seine Arbeiten befinden sich in renommierten Sammlungen auf der ganzen Welt, darunter das Kölner Wallraff-Richartz-Museum und die St.Petersburger Eremitage.

Das Holzschneiden erlernte Hansen-Bahia als Autodidakt, später übernahm er eine Professur an der Kunstakademie in Addis Abeba (Äthiopien) und eine Reihe von Lehraufträgen an lateinamerikanischen Kunstschulen. 1960 gründete er eine Sommerschule für Holzschnitte im bayerischen Tittmoning, vor 30 Jahren starb er in Sao Paulo.

Jetzt zeigt Roland Brozio eine Auswahl von Holzschnitten des Wahl-Brasilianers. Zustande kam die Ausstellung durch Gabriele Weyer, einer ehemaligen Kollegin des pensionierten Lehrers Brozio. Alle der ausgewählten Arbeiten sind im Besitz von Hansen-Bahias Schwägerin Sabrina Klaass, die zur Eröffnung extra aus ihrer italienischen Wahlheimat angereist war.

Schlaglichtartig dokumentieren die Blätter den Werdegang des Künstlers. Brasilianische Straßenszenen aus dem Frühwerk sind ebenso zu sehen wie Buchillustrationen, etwa zur "Odyssee".

Letztere erinnern in Farbwahl und Linienführung an Bilder auf antiker Keramik. Andere Arbeiten lassen mit ihren filigranen Details bisweilen an Textilcollagen denken. Falsch gedacht, wie Sabrina Klaass erklärt: Das Gezeigte ist ausschließlich in Holzschnitt-Technik entstanden.

"Manchmal zog er sich tagelang ins Atelier zurück", erinnert sich die Künstler-Schwägerin. "Meine Schwester bekam ihren Mann nur dann zu sehen, wenn sie ihm das Essen oder eine Packung Zigaretten brachte."

Wie viel Kraft und handwerkliches Geschick hinter den Arbeiten steckt, lässt ein Druckstock erahnen, der ebenfalls bei Roland Brozio zu sehen ist. Eine Seltenheit, denn normalerweise werden die Stöcke nach dem Druck vernichtet, damit das Motiv nicht in inflationären Mengen nachgedruckt wird. Der gezeigte Druckstock - ein Pieta-Motiv - wurde mit Blattgold hinterlegt, eine besonders edle Methode, Nachdrucke zu verhindern.