Siegfried, Drachentöter im Lager Durnomagus?
Vortrag: Der Archäologie Michael Gechter referierte über die Römer in Dormagen.
Dormagen. Der Vortrag von Michael Gechter, der für das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege viele der römischen Funde auf Dormagener Gebiet als Grabungsleiter betreute, bot den rund 70 Zuhörern sicherlich einige überraschende Fakten und ungeahnte Details über das frühe Dormagen.
Kein Wunder, denn auch der Archäologe erfährt immer wieder Neues und muss mitunter auch alte Theorien über Bord werfen. Falsche Datierungen, ein anderer Aufbau des Lagers als ursprünglich angenommen und zuletzt unbewiesene Theorien wie etwa die vom Siedlungsplatz, der sich nahe des Zonser Gräberfeldes befunden haben könnte - all dies kam bei Gechters Vortrag zur Sprache.
Die ersten überraschten Gesichter gab es, als Gechter zu Beginn seines anderthalbstündigen Referats vom Mithraeum berichtete. Dieser Altarraum des Mithraskultes wurde 1828 als intaktes Gewölbe ausgegraben. Es war eine nach den Jahreszeiten ausgerichtete Religion, bei der zwölf Monatskugeln aus Tuffstein wichtige Funktionen hatten.
Der Fund der Kugeln in Dormagen gilt als der älteste in Deutschland: Um 161 soll die Stätte von den Soldaten errichtet worden sein. "Frühere Datierungen kamen auf die Zeit um 200, doch das ist falsch", sagt Gechter, der zugleich bedauert, dass nur noch eine der ursprünglich zwölf Kugeln auffindbar ist.
Doch wichtigstes Thema seines Vortrages war das Lager Durnomagus. 3,1 Hektar groß, bot es Platz für etwa 500 Männer einer Reiterstaffel und ihre 1500 Pferde. Doch obwohl es zu den am besten erforschten Römerfestungen im Rheinland gehört, ist nur etwa ein Viertel der Fläche in Ausgrabungen untersucht worden - vom Neusser Römerstandort hingegen ist bereits seit 1890fast alles erforscht.
So erwartete die Fachwelt auch gespannt, was sich bei der kürzlich stattgefundenen Grabung neben dem Rathaus finden lassen würde. "Es ist mittlerweile sicher, dass das von mir entworfene Lagermodell in Teilen falsch ist, weil einige Gebäude anders standen als bisher angenommen", erklärte Gechter.
Mittlerweile stellt es sich so dar, dass sich im vorderen Teil des Lagers, wo heute das Historische Rathaus steht, die Kasernen befanden und im hinteren Teil, wo der neue Rathausanbau gebaut wird, die Wohnunterkünfte und Ställe.
Gechter zeigte einige Bilder und Zeichnungen der archäologischen Untersuchungen und sorgte damit bei einigen Zuhörern für Stirnrunzeln. Denn wo der geübte Archäologe einen Brunnenschacht mit Verkleidung entdeckt, sieht der Laie oft nur dunkle Erde neben heller. Ein Streifen dunkler Erdkrümel wird dank Gechters Erklärungen zum Speer, der liegen blieb, als das Lager 160/161 abbrannte.
In der anschließenden Fragerunde kam schließlich noch das Thema Nievenheim, Dormagen und die Nibelungensage auf. "Könnte es sein, dass Siegfried, wie in Veröffentlichungen behauptet, hier den Drachen tötete, der ja auch ein römisches Symbol ist", fragte ein Zuhörer. Gechter ließ sich allerdings nicht auf eine Festlegung ein.