Kaarst: Sie wissen, wo der Schuh drückt
Der Förderkreis Holzbüttgen präsentiert die Ergebnisse der ersten großen Bürgerumfrage.
Kaarst. "Die Reaktion der Bevölkerung auf unsere Fragebogenaktion ,Wo drückt der Schuh?’ übertrifft unsere Erwartungen", sagt der Vorsitzende des Förderkreis Holzbüttgen Franjo Rademacher. Ende vergangenen Jahres hatte der Verein die Befragung gestartet. Das Ergebnis liegt nun vor. Der Vorstand hat die Auswertung der 2.700 Antworten der Kaarster auf 20 Seiten zusammengefasst. Ab Montag ist das Werk, das den Parteien vorliegt, im Internet abrufbar.
"Die Umfrage zeigt, dass unsere Bürger genau hinschauen. Sie haben eine ausgeprägte Meinung und ein gutes Gespür für die Entwicklung von Kaarst und darüber, was hier richtig und falsch läuft", erklärt Vorstand Theo Werner.
Die starke Beteiligung bedeutete auch viel Arbeit. Bei der Auswertung wurden die Antworten in zehn Themenbereiche geordnet. "Die Bürger kommen detailliert zu Wort, um ihre Stadt, ihre Politiker, den Bürgermeister und die Verwaltung zu bewerten, Anregungen zu geben und Kritik zu üben", erläutert Rademacher. Darüber hinaus lieferten sie neben den allgemeinen Bewertungen mehr als 200 differenzierte Meinungen, Anregungen und Hinweise auf Missstände in der Stadt ab.
Das Ergebnis: Eine große Mehrheit der Kaarster ist stolz auf ihre Stadt, ist mit der Politik zufrieden, bemängelt aber, dass die Politiker teils unbekannt sind. Die Verwaltung genießt überwiegend einen guten Ruf, die Mitarbeiter seien freundlich und hilfsbereit. Viel Lob gibt es auch für den Bürgermeister: "Die uneingeschränkte Zustimmungsrate liegt bei 72 Prozent. Zwölf Prozent sind nicht zufrieden", weiß Rademacher.
Die Befragten äußern auch deutlich Kritik: So werden zu lange Bearbeitungszeiten in der Verwaltung bemängelt oder dass getroffene Entscheidungen nicht zeitnah umgesetzt werden. "Den Politikern wird vorgeworfen, dass sie sich nur im Wahlkampf um die Belange der Bürger kümmern.
Und vom Bürgermeister wünschen sich viele, dass er auch unabhängig von seiner Parteizugehörigkeit einmal ehrlich Stellung bezieht und seine Meinung sagt", weiß Rademacher. Zudem bemängeln die Kaarster die unzureichende Sauberkeit auf Straßen und mangelnde Grünpflege. Es wird mehr Engagement für junge Familien angemahnt sowie die Verkehrsplanung beanstandet.
"Das Umfrageergebnis sollte Politik und Verwaltung Mut machen, auf geeignete Weise konsequenten Meinungsaustausch mit den Bürgern zu suchen und sie mehr einzubeziehen", ergänzt Vorstand Anton Kränzle.
Rademacher interpretiert die Antworten der Kaarster so: "Die Bürger erwarten von jeder Partei, zeitnah ein eigenes, konkretes Zukunftskonzept für die nächsten Jahre. Es soll die jeweiligen Vorstellungen der Partei für die Zukunft dieser Stadt in den einzelnen Politikbereichen klar und eindeutig beschreiben. Es soll begründet sein und Prioritäten festlegen und dabei die Finanzierungsgrundlagen nennen."
Dazu würden die Bürger einen direkten und engeren Kontakt mit ihren Politikern erwarten. "Geeignete Formen sind zu finden. Die Bürgersprechstunden im stillen Kämmerlein sind dazu nicht geeignet. Der Förderkreis wird Vorschläge machen", kündigt Franjo Rademacher an.