Grevenbroich: Millionen Honigbienen sind bedroht
Der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins schlägt Alarm: Für die Insekten wird es immer schwerer, Nahrung zu finden.
Grevenbroich. Schon bei den ersten Sonnenstrahlen sind Bienen unterwegs: Sie sind auf der Suche nach Blüten. Doch Imker schlagen Alarm: Es gibt immer weniger Blütenpflanzen. Naturschützer sprechen von einer Verarmung der Landschaft, die Bienen finden immer schwerer Nahrung. Für Blumenwiesen und Blühstreifen im öffentlichen Raum warb deshalb Thomas Krauß, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Grevenbroich, am Mittwochabend im Umweltausschuss.
Die Entwicklung bereite nicht nur den Hobbyimkern Sorge, so Krauß. Experten schätzen den wirtschaftlichen Wert von Bienenprodukten wie Honig, Wachs, Pollen und Propolis auf 150 Millionen Euro pro Jahr in Deutschland. Eine ökonomisch ungleich wichtigere Aufgabe erledigen die Insekten allerdings "ganz nebenbei". 80 Prozent aller Kulturpflanzen in der Region sind auf Bienen als Bestäuber angewiesen. "Beim Raps würde der Ertrag ohne Honigbienen um die Hälfte zurückgehen", so Thomas Krauß, der den ökonomischen Nutzen der Bienenbestäubung in Deutschland auf zwei bis vier Milliarden Euro jährlich beziffert.
Möglich wird dies durch die schiere Masse an Tieren. Während viele Wildbienen einzeln leben und nur in geringen Beständen vorkommen, sind Honigbienen schon zeitig im Jahr mit 5000 "Mann" pro Volk am Start. Futter finden sie in den früh blühenden Obstbäumen.
Allein im Rhein-Kreis Neuss gibt es 900 Bienenvölker, so Krauß. Ihr Gesamtgewicht: nicht weniger als 13 Tonnen, "das entspricht der Biomasse von sechs Nashörnern." Noch. Denn die Zahl der Bienenvölker sinkt stetig, wie der Imker erklärte. Derzeit halten die 80 000 deutschen Imker etwas über eine halbe Million Völker. Bienensterben wie im vergangenen Jahr führt er auf ein ganzes Bündel von Faktoren zurück, darunter Milbenbefall und Luftverschmutzung.
Nicht zuletzt würden die Tiere durch schlechte Nahrungsversorgung geschwächt, so Krauß: "Honigbienen brauchen von Februar bis September laufend Nachschub an Blüten, am besten verschiedene Sorten. Aber nach der Lindenblüte Ende Juli ist hier alles zu Ende." Statt zubetonierter Gärten und brachliegender Äcker wünscht er sich wie seine Imker-Kollegen "blühende Landschaften" mit artenreichen Blumenwiesen in Privatgärten und auf öffentlichen Flächen, beispielsweise Blühstreifen an Straßenrändern, Kleingartenanlagen und Friedhöfen sowie Aussaatflächen inmitten von Verkehrskreiseln
Dafür brachte er auch ein finanzielles Argument: Grünstreifen mit ausgesäten Blumen hätten sich im Vergleich zum puren Grün sogar als kostengünstiger erwiesen, weil sie weniger Pflege brauchen. In dieser Hinsicht seien süddeutsche Kommunen wegweisend, so Krauß: "Es gibt Städte und Gemeinden, die sich nicht als Hauptstadt der Energie verstehen, sondern als Hauptstädte des Blühens."