Grevenbroich: Schuldenuhr geht nach Würselen
Der digitale Zähler wurde am Dienstag abgeholt. Die Uhr soll nun in der Stadt nahe Aachen aufgestellt werden.
Grevenbroich. In Langenfeld zählte die Schuldenuhr den Countdown bis zur Schuldenfreiheit im Oktober 2008 herunter, in Grevenbroich hat sie die Probezeit von sechs Monaten nicht überstanden.
Am Dienstag wurde die elektronische Anzeigetafel im Neuen Rathaus vom UWG-Fraktionsvorsitzenden Walter Quadflieg aus Würselen abgeholt. Einen Ratsbeschluss für die Uhr gibt es in der Stadt nahe Aachen zwar noch nicht, dennoch soll sie dort entweder in der Verwaltung oder im Fraktionsbüro installiert werden.
Für Bürgermeister Axel Prümm hatte die Uhr einen hohen symbolischen Wert. Entsprechend tief betrübt war er dann auch am Dienstag, als die Uhr im Beisein seines Langenfelder Amtskollegen Magnus Staehler (CDU) abtransportiert wurde.
Hintergrund: Die Uhr sollte den Schuldenstand der Stadt verdeutlichen, um Bürger, Verwaltung und Politik zu sensibilisieren. Doch die wirkliche Kassenlage sah anders aus. Denn beim Einschalten der Uhr zu Jahresbeginn waren rund 42 Millionen Euro angezeigt worden. Die Schulden der städtischen Eigenbetriebe tauchten auf der Tafel allerdings nicht auf.
Entsprechend sah der Steuerzahler-Bund die Stadt mit 90 Millionen Euro im Minus. Eine Umstellung ließ sich offenbar nicht bewerkstelligen, wenig später stimmte der Stadtrat gegen den digitalen Zähler. "Ich wäre froh gewesen, Schulden abzubauen und nicht die Uhr", feixte der Bürgermeister am Dienstag. "Aber es ist, wie es ist."
Zuspruch aus der Politik blieb Prümm damals verwehrt, nur drei Ratsmitglieder stimmten für den Verbleib der Schuldenuhr. Mehr Beistand hätte sich der Stadtchef auch für innovative Sparvorschläge gewünscht, erklärte er: "Ich habe aus den Gesprächen mit Magnus Staehler viel gelernt. Der Kollege weiß, wie man Schulden abbaut.
Von den Langenfelder Ideen hätte auch Grevenbroich profitieren können", ist sich Prümm sicher. Doch Tipps aus Langenfeld seien offenbar nicht gefragt, wundert sich Prümm. "Von der CDU ist Herr Staehler nie angerufen worden", bemerkt er spitz.
Dabei hält Staehler mit seinem Wissen nicht hinter dem Berg. Sein Buch "1,2,3 schuldenfrei - wie man aus Amtsschimmeln Rennpferde macht" dürfte für viele Kommunen ein nachlesenswertes Buch sein. Auf 192Seiten steht dort geschrieben, wie es Langenfeld geschafft hat, seine Stadtfinanzen zu sanieren. Der wesentliche Aspekt: "Man muss die Verwaltung wie ein Unternehmen führen", erklärt Staehler. "Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen", gibt der Langenfelder zu bedenken.
In seiner Stadt habe sich daher auch eine Mentalitätsveränderung bei den Bürgern bemerkbar gemacht. Mit großem bürgerschaftlichen Engagement, Optimierung des städtischen Personals und des Gebäudemanagements habe man es geschafft, die Stadtfinanzen zu sanieren. Die Schuldenuhr habe als "Wasserstandsmelder" bei diesem Prozess geholfen.
Mithalten kann Grevenbroich mit Langenfelder Erfolgsmeldungen nicht, resignieren will Prümm aber nicht. "Wir haben 66 Millionen Euro seit 2004 abgetragen", sagte Prümm selbstbewusst. Die neue Idee: Statt digitaler Anzeigetafel will der Stadtchef nun den Schuldenstand im Internet veröffentlichen.