Kaarst: Schüler werden ausquartiert
Die jeweils dritten Klassen der Gemeinschaftsgrundschule Stakerseite sollen in der geplanten Dependance unterrichtet werden.
Kaarst. Eine lokalpolitische Sitzung ist für gewöhnlich wohl nicht das, was unter Grundschulkindern als spannend gilt. Umso bemerkenswerter ist es, dass zur Tagung des Schulausschusses auch einige Acht- bis Zehnjährige zusammen mit ihren Eltern den Weg ins Bürgerhaus gefunden hatten.
Geduldig harrten Eltern und Kinder aus, bis nach etwa eineinhalb Stunden endlich jener Tagesordnungspunkt anstand, weswegen die meisten gekommen waren: Die geplante Einrichtung der Dependance der Gemeinschaftsgrundschule Stakerseite am Standort der auslaufenden Albert-Schweitzer-Grundschule an der Bussardstraße. "Das Thema hat in der Vergangenheit doch erhebliche Unruhe ausgelöst", resümierte Schuldezernent Heinz Dieter Vogt - offenbar eine Untertreibung, erntete er doch von den Eltern dafür eher müdes Lächeln. Tatsächlich verhält es sich wohl so, wie es eine aufgebrachte Mutter im Anschluss der Sitzung sagte: "Das Thema brodelt richtig."
Ein Rückblick: In seiner Sitzung am 25. September vergangenen Jahres hatte der Stadtrat beschlossen, dass die Gemeinschaftsgrundschule Stakerseite (GGS) dreizügig geführt wird und ab dem 1. August 2009 einen Teilstandort an der Bussardstraße bildet - vorerst befristet auf drei Jahre. Vor allem die Eltern der GGS fühlten sich davon überrumpelt. Durch die Ausweichlösung sollten anstehende Sanierungsarbeiten an der Stakerseite erleichtert werden. Unklar scheint jedoch, ob ein Bedarf für die geplante Sanierung überhaupt gegeben ist. Die Rede war von Schimmelpilzbefall und dem giftigen Stoff Formaldehyd, der unter anderem Allergien und Atemwegsstörungen auslösen kann und früher in Holzmaterialien wie Spanplatten oder auch in Malerfarben vorhanden war. Momentan werde geprüft, ob an der Stakerseite eine gesundheitliche Bedrohung durch Formaldehyd gegeben ist, so der Schuldezernent. Mittlerweile hat auch die Bezirksregierung Düsseldorf der Dependance-Lösung zugestimmt. Offen war nur noch der Punkt, welche Klassen der GGS im Sommer in das Gebäude der Albert-Schweitzer-Schule umziehen werden. Ginge es alleine nach dem Willen der Ausschuss-Vorsitzenden, wären das wohl die Erstklässler. Dem jedoch würde die Bezirksregierung nur bedingt zustimmen. In deren Schreiben an die Stadt heißt es: "Aus pädagogischen Gründen sollte ein erstes Schuljahr aber nicht ohne die gleichzeitige Anwesenheit eines Jahrgangs 2 an einem Standort untergebracht werden (jahresübergreifende Schuleingangsphase)." Da jeweils nur ein Jahrgang der GGS in der Dependance untergebracht werden soll, fällt diese Lösung weg. Sind die Erstklässler im Gebäude Stakerseite, muss es auch der Jahrgang vier sein: Die ältesten Schüler übernehmen in ihrem letzten Jahr traditionell die Patenschaft für die Kleinsten.
Geplant ist, dass alle Klassen des jeweils dritten Jahrgangs für ein Jahr lang an die Bussardstraße umziehen. "Das hat den Vorteil, dass die Kinder bei Beendigung der Grundschule wieder in ihrem ursprünglichen Gebäude sind", erklärte Heinz Dieter Vogt.
Dass den Eltern die "Auslagerung" ihrer Kinder auch in dieser Variante offenbar nicht zusagt, zeigte ihr verständnisloses Kopfschütteln. Da konnte auch ein Versprechen von Schuldezernent Vogt nicht trösten: "Der Transport der Kinder zur Dependance wird übernommen. Das habe ich gesichert."