Neuss: Karneval der Abiturienten

Gerüchte um eine Amoktat beschäftigten die Schüler – trotzdem wurde gefeiert.

Neuss. Für die Abiturienten aus Neuss konnte der letzte Schultag nicht schöner sein: Bei strahlendem Sonnenschein und milden Frühlingstemperaturen zogen hunderte Schüler durch die Innenstadt und feierten ihre Zulassungen zu den Abiturprüfungen.

Überschattet wurde die gute Stimmung allerdings von den Gerüchten um einen angeblich für Freitag geplanten Amoklauf am Gymnasium Marienberg. Wie die WZ berichtete, hatte sich der Schulleiter der Mädchenschule, Josef Burdich, Anfang der Woche in einem Brief an die Eltern gewandt und ihnen freigestellt, ihre Töchter an diesem Tag in die Schule zu schicken. Grund dafür waren Gerüchte im Internet über eine geplante Amoktat.

Die Polizei ging der Sache nach, konnte aber keine Hinweise auf eine Gefährdung feststellen. "Das sind Gerüchte, wir fühlen uns sicher", sagte Krystina Titz (19), Abiturientin am Marienberg. Dort wurde am Freitag demonstrativ gefeiert, die Schülerinnen führten sogar die Parade an. "Wir wollen feiern und nicht gestört werden. Ich will dazu nichts sagen", erklärte eine Schülerin.

Der angebliche Amoklauf war nicht nur am Marienberg-Gymnasium Thema, auch die Schüler und Lehrer anderer Neusser Schulen haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Johannes Hamacher, Schulleiter des Quirinus-Gymnasiums: "Wir haben überlegt, die Abitur-Feierlichkeiten zu verschieben. Doch nach Gesprächen mit Stadt, Polizei und Schulministerium sind wir zu der Einschätzung gekommen, dass für die Schüler keine Gefahr besteht." Bei dieser Einschätzung blieb die Polizei auch am Freitag. Sprecher Hans-Willi Arnold: "Es gibt keine Hinweise auf eine solche Tat. Wir haben nicht mehr Beamte im Einsatz als in den Jahren zuvor."

Trotzdem waren einige Schüler besorgt. Juliane Jammers (19) vom Quirinus-Gymnasium: "Ich bin schon mit einem mulmigen Gefühl aufgestanden, doch beim Feiern ging das irgendwie unter." Und auch am Gymnasium Norf waren die Gerüchte um einen Amoklauf am Marienberg das beherrschende Thema. Joachim Rothman, stellvertretender Schulleiter: "Gerade nach den Ereignissen in Winnenden sollte allen Schülern klar sein, dass dieses Thema nicht für Scherze geeignet ist. Das haben wir ihnen auch deutlich gemacht."

Unter den Schülern des Nelly-Sachs-Gymnasiums wurde sogar gemunkelt, die Marienberg-Abiturientinnen würden den Abi-Gag abblasen und nicht an der Parade teilnehmen. "Die ganze Sache tut uns leid für die Marienberger. Da haben sie sich 13 Jahre lang auf diesen Tag gefreut und dann so etwas", sagte Judith Schega (20).

Alles Blödsinn, kommentierten die Marienberg-Abiturientinnen diese Gerüchte. "Die Stimmung ist super. Keine Schülerin aus dem Abijahrgang ist zu Hause geblieben. Nur einige jüngere Schülerinnen haben das Angebot der Schulleitung angenommen", berichtete die 19-jährige Anna Holländer.