Kaarst: Von den Alpen bis nach Kaarst

Nicht weit unter der Erdoberfläche ist eine einzigartige Vielfalt an Gesteinen zu finden. Für 2009 ist eine Ausstellung geplant.

Kaarst. Auf den ersten Blick erscheint das Kaarster Stadtgebiet recht eintönig. Doch nicht weit unter der Erdoberfläche findet sich eine geologische Vielfalt, die in den betriebenen Kiesgruben oder am Kaarster See zu Tage tritt. "Das ist möglicherweise aufgrund der vielen unterschiedlichen Vorkommen weltweit einzigartig", sagt Georg Waldmann. Mit Holger Kels arbeitet er eine Rheingeröllsammlung der Hobbygeologin Charlotte Bachmann auf. Sie hatte in den 1970er und 1980er Jahren Steine in den örtlichen Kiesgruben gesammelt.

Die Arbeitsergebnisse sollen Anfang kommenden Jahres in einer Ausstellung im Kaarster Rathaus präsentiert werden.

Am Kaarster See sind schnell eine Handvoll unterschiedlicher kleiner Steine am Ufer gesammelt. In dem "bunten Schotter", wie der Geologe sagt, finden sich verschiedenste Sandsteine, Quarzite, Gesteine von Vulkanen und aus der Tiefsee.

Die Tiefengesteine, so genannte Lydite, ordnen die Experten den Alpen zu. Vieles hat der Rhein vor mehreren tausend Jahren hier abgelagert. Den Ursprung des Vulkangesteins vermuten die Geologen am Kaiserstuhl, die Quarzite haben ihren Weg vom Taunus und Elsass nach Kaarst gefunden.

Mit dem Liedberger Quarzit gibt es auch ein lokales Gestein. "Theoretisch sind sogar Goldflitterchen zu finden", meint Waldmann. Die wesentliche Prägung der heutigen Oberflächengestalt entstand während des letzten Eiszeitalters vor 140 000 bis 180 000 Jahren. Die Gletscher der nordischen Inlandsvereisung drangen bis in unseren Raum vor.

"In dieser Region treffen Rheingerölle auf skandinavisches Geschiebe. Das ist einmalig in Europa", sagt Kels. Im so genannten Saale-Komplex, der vorletzten Kaltzeit, entstand die Krefelder Mittelterrasse mit einer dünnen Lössdecke. Auf ihr liegt das Kaarster Stadtgebiet. Vom Südosten in Richtung Nordwesten wird sie durch eine schmale Rinne geschnitten, in der sich Bachablagerungen und entlang des Baggersees Niedermoortorfe bilden.

Obwohl es nicht so aussieht, befinden wir uns in einer Sumpflandschaft. Der vielerorts in Namen vorkommende Begriff "Broich" steht schließlich für den Sumpf. Eine natürliche Wasserscheide, dem Grenzverlauf der Einzugsgebiete für abfließendes Niederschlagswasser mehrerer Flüsse, wurde durch den Bau des Nordkanals zerstört. "Deshalb haben wir auch ein Grundwasserproblem", sagt Waldmann. Statt abzufließen, sammelt sich das Wasser nur wenige Meter unter der Erdoberfläche an.