Findet endlich ein sicheres Endlager!
Die Atomkraftgegner feiern ihren Teilerfolg. Doch nicht allen geht es tatsächlich um den Castor-Transport.
Mehr als 20 Millionen Euro Kosten, eine Rekord-Fahrtzeit von 79 Stunden: Der Castor-Transport ist zwar in Gorleben angekommen, doch die Atomkraftgegner feiern. Ihr Widerstand, behaupten sie, habe deutlich gemacht, dass die Kernkraft in Deutschland keinen Rückhalt habe. Und wenn die Politik das nicht verstehen wolle, werde sie der steigende Kostendruck zum Umdenken zwingen. Beide Thesen sind falsch.
Wer die Proteste beobachtet hat, hat in der gewachsenen Phalanx der Protestierer viele entdeckt, die es ernst meinen. Menschen, die sich Sorgen um die ungelöste Endlagerfrage machen. Menschen, die vor den Risiken der Kernkraft warnen. Wer die Bilder aus dem Wendland gesehen hat, hat aber auch einige entdeckt, für die ein Castor-Transport nichts anderes als ein großes Abenteuer ist. Nirgendwo sonst kann man nahezu ungestraft so hemmungslos Gesetze brechen. Und abends im "Widerstands-Camp" wird gefeiert wie bei einem Rockkonzert. Diese Protestierer zeigen: 15000 Demonstranten sind nicht gleichbedeutend mit 15000 Atomkraftgegnern. Einigen geht es schlicht um ein zweifelhaftes Erlebnis.
Politische Entscheidungen werden nicht auf der Straße gefällt. Die Demonstranten von Gorleben haben nicht das Recht, zu behaupten, sie allein verträten die Interessen der Bevölkerung. Und egal, wie teuer die Castor-Transporte auch werden: Deutschland wird den hier angefallenen Atommüll zurücknehmen und selbst endlagern müssen. Daran führt kein Weg vorbei.
Trotzdem bleibt ein Verdienst, das man den Atomkraftgegnern anrechnen muss: Sie haben die von der Politik unter den Teppich gekehrte Endlager-Suche wieder auf die Tagesordnung gehoben. Vor acht Jahren verhängte Rot-Grün ein Moratorium über Gorleben. Seither wird der Salzstock nicht mehr auf seine Tauglichkeit als Endlager untersucht. Offiziell heißt es, es werde nach alternativen Standorten gesucht.
Doch über Fortschritte bei dieser Suche, falls sie überhaupt ernsthaft betrieben wird, dringt nichts an die Öffentlichkeit - weil das Thema so unpopulär ist. Wer aber über längere Laufzeiten diskutieren will, der muss sagen, wo der Atommüll sicher endgelagert werden kann. Die Suche muss endlich vorangetrieben werden - in aller Offenheit.
e-Mail: stefan.kueper@wz-plus.de