Joachim Erwins letzter Sieg
René Schleucher kommentiert den Sieg von Dirk Elbers bei der Oberbürgermeisterwahl in Düsseldorf.
Dirk Elbers hat es geschafft. Der CDU-Mann, der neuer Oberbürgermeister der Landeshauptstadt wird, war vor der Wahl vom politischen Gegner noch als "lang und lieb" belächelt worden - doch im Wahlkampf hat er Biss bewiesen. Er präsentierte sich konzentriert und rhetorisch stark verbessert; die meisten Fettnäpfchen hat er geschickt umschifft.
Und doch hat letztlich jemand ganz anderes die Wahl gewonnen: Joachim Erwin. Der im Mai verstorbene Stadtchef gilt vielen als Macher des Düsseldorfer Erfolgs. Die Stadt ist durch den Verkauf von Stadtwerke-Anteilen und RWE-Aktien schuldenfrei, investiert in Schulen, Straßen, Bäder und Bibliotheken. "Weiter so" war deshalb die wichtigste Botschaft in Elbers’ Wahlkampf. Dazu passt, dass Erwins Witwe den 48-Jährigen zum legitimen Nachfolger ihres Mannes erklärte.
Gegen diesen Erwin-Bonus hatte SPD-Konkurrentin Karin Kortmann keine Chance. Zumal sie auch noch den Bundestrend gegen sich hatte. So gesehen sind ihre gut 35 Prozent sogar noch ein achtbares Ergebnis. Als "fröhliche Gutfrau" war sie von der anderen Seite verunglimpft worden.
Dass sie mehr drauf hat, wurde im Wahlkampf deutlich - wenn auch zu selten. Vor allem beim Fernseh-Duell vor den Kameras eines Lokalsenders konnte sie durch zielsichere Attacken punkten. Ansonsten aber hielt sie sich mit direkten Angriffen eher zurück. Vielleicht war das ein Fehler.
Was darf Düsseldorf, was dürfen die Nachbarn der Landeshauptstadt nun vom Neuen erwarten? Wer mit Erwins kantiger und manchmal auch verletzender Art Probleme hatte, darf sich freuen: Charakterlich ist sein Nachfolger das glatte Gegenteil: stets höflich und verbindlich, beherrscht und freundlich.
Ob Elbers, der bisher als Geschäftsführer einer Liegenschaftsverwaltung arbeitete, mit seinem Hang zum Konsens ähnlich viel erreichen kann wie sein Vorgänger, ist fraglich. Denn so viel steht fest: Wer rasch Entscheidendes bewegt, tritt vielen auf die Füße. Wer Konsens sucht, braucht Zeit. Elbers’ Tempo wird niemanden überfordern. Das wird sich positiv auf die regionale Zusammenarbeit auswirken. Ob er die Landeshauptstadt in der Spitzengruppe prosperierender Städte halten kann, wird sich zeigen.