Zu perfekt, um zu Herzen zu gehen

Die Bilanz der Olympischen Spiele fällt durchwachsen aus.

Düsseldorf. Die Olympischen Spiele in Peking sind Vergangenheit. Michael Phelps ist mit acht Goldmedaillen und sieben Weltrekorden in die Geschichte geschwommen, Usain Bolt aus Jamaika hat als erster Athlet der olympischen Historie über 100 und 200 Meter mit unglaublichen Weltrekorden Gold gewonnen.

Die deutsche Mannschaft hat nach enttäuschendem Beginn Rang fünf in der Nationenwertung belegt. Das ist besser als in Athen 2004, kann die deutsche Krise in den olympischen Kernsportarten Leichtathletik, Schwimmen, Radsport, Rudern und Boxen aber nicht verdecken.

Die Spiele in Peking waren zu perfekt, um wirklich zu Herzen gehen zu können. Im Schwimmen und in der Leichtathletik traten Athleten auf, die skeptisch machen. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass es im kommerzialisierten Hochleistungssport in erster Linie darum geht, mit Medaillen zukunftsträchtige Vermarktungsgrundlagen zu schaffen. Nie wurde das so deutlich wie in Peking. Die Bereitschaft der Athleten zu dopen steigt.

Aber auch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der freiwilligen Olympiahelfer waren ein Kennzeichen dieser Spiele. Die Organisation war perfekt, aber diese Spiele hatten nicht wirklich eine Verbindung zum chinesischen Volk.

Angesichts der ungelösten Tibetfrage, der fortgesetzten Internet-Zensur und der Menschenrechtssituation entstand der Eindruck von Olympischen Spielen, die eine Ausnahmesituation darstellen, die bei aller Öffnung Chinas eben nicht die wahren Verhältnisse des Landes spiegeln.

Dass Thomas Bach als Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees die Vergabe der Spiele an Peking verteidigt, kann nicht überraschen. Die Erkenntnis, dass sich das Komitee in Peking am Gängelband der chinesischen Regierung bewegte, wird auch Bach nicht abstreiten können. Aber er wird es nicht zugeben.

Heute kehrt in China wieder der Alltag ein. Die Fabriken werden wieder angeworfen, das Wasserreservoir im Norden des Landes, das für die Bewässung von 40 Millionen Blumen in Peking herhalten musste, wird der Hauptstadt fehlen. Zu diesem Thema wurde jede Recherche abgeblockt. Auch das ist China.

Diese Olympischen Spiele haben nachdenkliche Reporter zurückgelassen.