Vertrauen und Selbstvertrauen
Da ist es endlich: das Jahr der schlechten Nachrichten. Wir wollen auch in Zeiten einer weltweiten Wirtschaftskrise nicht zynisch werden. Aber nach den apokalyptischen Prophezeiungen bekommt endlich heilsame Nüchternheit wieder eine Chance, wenn das neue Jahr erst einmal angebrochen ist.
Wir werden die schlechten Nachrichten zur Kenntnis nehmen müssen und dann doch erstaunt merken, dass die Welt nicht untergeht.
Vor allem in Deutschland tun wir gut daran, nicht schwarz zu malen. Mag sein, dass die Kanzlerin in den vergangenen Wochen nicht immer eine ideale Figur abgegeben hat. Allerdings haben wir die triebhafte Entschlusskraft eines Nicolas Sarkozy auch nicht so nötig. Und wenn die Bürger der Vereinigten Staaten mit Barack Obama eine Art Heilsbringer erwarten, ist das ein Beleg dafür, um wieviel schwieriger die Lage in den USA ist.
Vertrauen ist die Währung, auf die es 2009 ankommen wird. Die internationale Staatengemeinschaft hat durch ihre entschlossene Zusammenarbeit die Grundlagen dafür gelegt, dass wir keine Wiederholung der Weltwirtschaftskrise von 1929 erleben werden. Anders als damals verfallen die Nationalstaaten nicht in einen unseligen Protektionismus und sie sparen die Wirtschaft auch nicht zu Tode. Auch die Bürger haben offenbar eine Lektion gelernt. Sie wenden sich nicht den Radikalen oder Populisten zu, sondern schenken den Regierenden das Vertrauen, das diese brauchen. Das ist ein gutes Omen für das Superwahljahr. In diesem Jahr wird es kaum ein anderes Thema als die Wirtschaftskrise geben. Und doch werden die Menschen nicht goutieren, wenn sie für billige Wahlkampfrhetorik missbraucht wird.
Diese neue Ernsthaftigkeit ist eine Chance für die politische Kultur in Deutschland. Sie gibt uns zudem Gelegenheit, das Selbstvertrauen zu bilden, das wir in diesen Zeiten brauchen. 2009 jährt sich zum zwanzigsten Mal der Fall der Mauer. Wir sollten uns bewusst machen, dass die vor uns liegende Aufgabe nicht größer ist als die damalige Herausforderung. Der Blick auf die Lage anderer Industrienationen zeigt uns zudem, dass wir die Anpassungen an die Globalisierung besser gemeistert haben als wir bisher wahrhaben wollten. Wir haben ein schwieriges Jahr vor uns, aber kein hoffnungsloses.