Dirk Elbers: „Wir haben sehr viel angepackt“

OB Elbers setzt auf vorsichtiges Wachstum. Notfalls will er gegen das Land klagen, wenn die Stadt über Gebühr zur Kasse gebeten wird.

Herr Elbers, bei der Love Parade in Duisburg starben auch zwei Düsseldorfer. Hat die Stadt Kontakt zu den Angehörigen?

Elbers: Ich habe keinen persönlichen Kontakt aufgenommen, aber die Stadt hatte gleich nach dem Unglück allen Betroffenen psychologische Betreuung angeboten.

Elbers: Keine guten. Düsseldorf hat ein Interesse daran, dass auch die Nachbarn prosperieren. Es ist kein gutes Zeichen, wenn nur die Stadt Düsseldorf Einwohner hinzugewinnt. Und was Duisburg angeht: Man muss sich schon genau überlegen, mit welcher Art Großveranstaltung man auf sich aufmerksam macht und was einer Stadt gut tut. Wir sollten allerdings bei der Beurteilung vorsichtig sein, denn Düsseldorf geht es wirklich gut, wir genießen hohes Ansehen, auch international. Herr Sauerland in Duisburg hat mit aller Kraft versucht, die Situation seiner arg gebeutelten Stadt zu verbessern.

Elbers: Ja, natürlich. Ich habe zu wenig Kenntnisse über die Sachverhalte, aber als Oberbürgermeister stehen Sie immer im Fokus und haben letzten Endes Verantwortung, auch moralische. Herr Sauerland hat für Duisburg hervorragende Arbeit geleistet, nun gibt es eine Hetzjagd auf ihn, die den Opfern nicht hilft und nicht zur Aufklärung beiträgt.

Elbers: Ich freue mich über das große Interesse, aber ich halte diese Zahl nicht für realistisch. Wir schaffen neuen Wohnraum, könnten hier und da noch mutiger sein bei der Umwandlung von Büros in Wohnungen, müssen vielleicht auch öfter die Abrissbirne einsetzen oder höher bauen. Vor allem wollen wir die Durchmischung von Wohnen, Arbeiten und Handel, deswegen kämpfe ich weiter fürs Wohnen im Hafen. Aber Wachstum muss immer verträglich sein, die hohe Aufenthaltsqualität in der Stadt dürfen wir nicht gefährden. Freiflächen, Parks und auch ein bisschen Subkultur müssen erhalten bleiben. Vor allem muss die notwendige Infrastruktur mitwachsen. So ist es mein Ziel, die Zahl der Kita-Plätze für unter Dreijährige auf 60 Prozent zu verdoppeln.

Elbers: Nein, wir schaffen Wohnraum in allen Marktsegmenten. Auch in höheren Preislagen, denn die Nachfrage dafür ist hoch. Es freut mich im Übrigen, dass es Fußballgrößen wie Rudi Völler nach Düsseldorf zieht. Oder Skibbe, Magath, jetzt suchen auch Ballack und Raul bei uns.

Elbers: Wir machen uns darüber Gedanken. Düsseldorf zeichnet eine tolle Vielfalt aus, die Kommunikation darüber, auch international, ist sehr wichtig. Dass amerikanische Zeitungen schreiben, Flingern sei wie Notting Hill, ist der richtige Weg. Beim Medizintourismus kann die Rheinschiene gemeinsam in der Welt für sich werben, das habe ich gerade erst angeregt.

Elbers: So weit ist es nicht, aber wir können nichts mehr draufsatteln. Wir haben unglaublich viel angepackt, ganz vorn ist der Kö-Bogen zu nennen, der viele Ressourcen bindet. Die Stadt ist bislang gut durch die Krise gekommen und die Steuereinnahmen sind im Soll, aber man muss auch wissen: Gäbe es weitere Einnahmerückgänge, dann müssten wir in einem Jahr über Streichlisten sprechen - denn die Schuldenfreiheit soll auf jeden Fall erhalten bleiben, sie gibt uns Kraft, unser hohes Niveau zu halten.

Elbers: Natürlich ist eine U80 wünschenswert, aber sie kann auch noch zwei oder drei Jahre warten. Sie kostet uns 50 Millionen Euro, die muss man erst einmal stemmen. An anderer Stelle merken wir, dass eine Erweiterung erst mal gar keine Rolle spielen sollte: Die wird ernsthaft diskutiert, während uns der Bestand unter dem Hintern wegbricht.

Das ist beim Aquazoo so, der in vernünftiger Weise erweitert werden soll, aber erst recht bei den Museen im Ehrenhof, wo nun zunächst die Grundsubstanz untersucht wird. Es ist doch ein Unding, dass wir dort zum Beispiel die Caféteria schließen müssen, weil die Statik nicht in Ordnung ist, und gleichzeitig über Erweiterungsbauten reden. Die Verlängerung der Rheinuferpromenade ist eine städtebauliche Idee von mir, die nur in Zusammenhang mit der Erweiterung zu sehen ist.

Elbers: Ich bin für starke Stadtteile und freue mich, wenn sich Bürger so einbringen. Bei der Benderstraße stehen wir am Anfang, aber auch hier werden wir schauen, was die Menschen wollen.

Elbers: Notfalls werden wir dagegen klagen. Was die Schulen angeht: Das Land soll sich doch besser um seinen Haushalt kümmern und uns in Ruhe lassen. Wir wissen doch, dass Schulbezirksgrenzen ein Mumpitz waren - wir möchten den Eltern gerne weiterhin überlassen, wo sie ihre Kinder anmelden. Die Gemeinschaftsschulen brauchen wir auch nicht, ihren Sinn habe ich bis heute nicht verstanden.