Altstadt-Geflüster: Tulpen lassen Frühling ahnen
Hotel-Fenster zeigt Kunst. Außerdem: Schnee auf dem Buttermarkt und Rauchen mit Kultur.
Kempen. Länger als gedacht vergnügen sich Kinder auf dem Schneeberg am Buttermarkt. Der Haufen, der zum Märchenmarkt am 4.Adventswochenende herangekarrt wurde, ist nach nunmehr zwei Wochen immer noch nicht nennenswert abgeschmolzen. So haben die frostigen Temperaturen doch etwas Gutes: Rodeln, Toben und Schneebälle werfen ganz ohne weiße Pracht von oben.
Bei winterlichen Temperaturen gab es gestern auf dem Buttermarkt weniger Marktstände. Der ein oder andere Händler war noch in Urlaub. Aber spätestens wenn Montag die Schule beginnt, kehrt der Allltag wieder ein. Und, bekanntlich folgt auf den Winter der Frühling. Seine ersten bunten Boten sind auch schon da: Tulpen, Hyazinthen oder Osterglocken vor Blumengeschäften machen Lust auf wärmere Tage und frischen Blumenduft. Erste Narzissen treiben bereits Blüten in den Beeten an der Thomasstraße- dank der Fernwärmeleitung unter ihren Zwiebeln.
Bekanntlich gibt es im nordrhein-westfälischen Nichtraucherschutzgesetz ein Schlupfloch für Gaststätten, Restaurants und Cafés: Dort darf noch bis Ende Juni ungehindert dem Rauch-Laster gefrönt werden. Jedenfalls theoretisch. Praktisch sieht es aber in einigen Fällen anders aus. So hat Pippo Pattavino sein Café Piccolo an der Burgstraße zur rauchfreien Zone erklärt. Seitdem atmet der Kaffee-Experte mit sizilianischen Wurzeln erleichtert auf. Und bekommt von so manchem Gast Lob für diesen Schritt. Aber eben nicht von allen. "Der kann mich mal...", meinte beispielsweise vor wenigen Tagen ein Zeitgenosse, als sein Blick auf das Schild mit der durchgestrichenen Zigarette an der Scheibe fiel. Und eilte flinken Schrittes in Richtung Ellenstraße davon.
Rauchen verboten, heißt es seit dem 1. Januar zumindest in allen öffentlichen Gebäuden. Das wird auch konsequent umgesetzt. Pech hatte aber eine Besucherin der Kempener Lichtspiele am Buttermarkt, die sich auf eine rauchfreie Abendvorstellung freute. Sie erzählte dem Stadtflüsterer, dass im Kino gequalmt wurde, was das Zeug hält. "Das Foyer ist jetzt komplett rauchfrei, im Kinosaal darf nur in der letzten Veranstaltung des Tages geraucht werden", erklärt Theaterleiter Imad Assaf dazu. Nichtraucher müssen sich also demnächst besser die etwas früheren Vorstellungen aussuchen, wenn sie nicht mit stinkenden Klamotten nach Hause kommen wollen.
Fürs noch junge Jahr 2008 hat Kleinkunstliebhaber Wolfgang Beeren mit seinem Bistro Bärlin’s an der Judenstraße8 eine Lösung für das Rauchverbot gefunden. "Ich richte in der oberen Etage eine Raucher-Lounge ein und werde dort auch Klavierkonzerte und Chansons anbieten."
"Räumungsverkauf wegen Umzug" heißt es seit Anfang der Woche bei "boys & girls" am Buttermarkt12. Inhaberin Sabine Gittrich verlagert das Kindermoden-Geschäft zurück an die Judenstraße13. Dort ist sie mit dem Geschäft "M12 Junge Mode für Damen und Herren" ansässig. "Bis vor anderthalb Jahren war das umgekehrt: M12 war auf dem Buttermarkt, boys & girls auf der Judenstraße", berichtet Gittrich, die seit acht Jahren in Kempen Kindermode verkauft. In Zukunft gibt es nur noch das Geschäft auf der Judenstraße; der Schwerpunkt soll auf Mode für Kinder und junge Frauen liegen. "Für Männerkleidung scheint der Bedarf hier nicht so groß zu sein", hat Gittrich beobachtet. Umzug ist Mitte Februar, bis dahin können sich Kunden bei boys & girls über Schnäppchen freuen.
Nachweihnachtlich sieht es im Eingangsbereich des Kramer-Museums an der Burgstraße19 aus. Ursula van Thiel (Foto) hat dort eine Säule geschmückt - und zwar mit Weihnachtskugeln, die mit Hundertwassermotiven geschmückt sind. Dementsprechend ziehen die quietschbunten Kugeln alle Blicke auf sich.
Geht man am Hotel Papillon vorbei, sticht eine Bronze-Figur ins Auge: Es scheint, als wolle sie mit großen Schritten voraneilen. "Nach vorne" heißt das Werk der Kölner Künstlerin Kerstin von Klein. Papillon-Inhaberin Barbara Kipfelsberger ist durch ihre Schwägerin auf die Künstlerin gestoßen und hat in dem Hotel an der Thomasstraße eine Ausstellung organisiert. Dabei fiel ihre dieser Bronzeguss ins Auge. "Den habe ich gekauft. Das Kunstwerk sucht sich ja seinen Käufer. Und dieses hat eine Seite in mir angestoßen", erklärt die Diplom-Grafik-Designerin. Überhaupt gibt es in dem Hotel der kunstinteressierten Kempenerin einige Werke verschiedener Künstler zu bewundern. Also, beim Vorbeilaufen mal die Augen offen halten. Vielleicht erkennt sich ja der eine oder andere sich in dem eilenden Männchen wieder...
Eine prima Idee hat Jeyaratnam Caniceus. Der Deutsche mit tamilischen Wurzeln, der seit 2004 für die Grünen im Stadtrat sitzt, wünscht sich nach Frauen, Männern und Paaren mal eine Foto-Ausstellung "Menschen aus verschiedenen Ländern". "Ich finde es angebracht, dass wir einmal diese Menschen in den Mittelpunkt stellen und zeigen, dass Kempen ein globales Städtchen ist", wendet sich der 41-Jährige mit Blick auf 2000ausländische Mitbürger in Kempen an Kulturdezernent Volker Rübo. Und schlägt gleich für September 2008 eine Ökumenische Woche der Integration vor, wo dieses Projekt umgesetzt werden könnte.
"Farbe bekennen": So der Titel der gemeinsamen Ausstellung der benachbarten Altstadt-Atelier artedos und Moosgasse im April/Mai 2008. "Zur Teilnahme aufgerufen sind bildende Künstler aus NRW, die in den Sparten Malerei, Fotografie und Objekte arbeiten", sagen die Galeristinnen Karen Cerva, Maria Eliana Schwarzenberg (beide artedos) und Barbara Herrmann-Lange (Moosgasse). Modalitäten unter
Die Zeit vergeht, und auch Kneipen vergehen. Selbst alteingesessene. Manche Besucher staunen, wie viel Gastronomie die Altstadt zu bieten hat. Früher aber war’s noch mehr. Hier nur ein paar Beispiele zur Einkehr-Erinnerung: Der Lichtblick in der Tiefstraße ist längst abgeschaltet - und das Heidelberger Fass direkt neben dem Kuhtor seit vielen Jahren trockengelegt. Gastro-Geschichte sind auch das vietnamesische Restaurant genau gegenüber Café Amberg an der Ecke Vorster Straße/Ring, das DeutscheEck am Viehmarkt (wo bis vor kurzem der Discounter Lidl logierte) und nicht zu vergessen das einstige Tivolihaus am Bahnhof, später Gleumes. Und wer gar in die 50er und 60er Jahre zurückblickt, dem fallen noch weit mehr inzwischen verblichene Kneipen ein.