Der Notdienst hinterm Berg
Medizin: Auch Grefrather müssen ab der nächsten Woche ins Lobbericher Krankenhaus. Das soll die Qualität der Behandlung verbessern. Doch es gibt auch Bedenken.
Grefrath. Morgen absolviert Bruno Winkels nach 14Jahren seinen letzten Notdienst in Grefrath. "Das ist schon sehr schade", findet der Facharzt für Allgemeinmedizin. "Im Notdienst gab es oft sehr persönliche Begegnungen mit Patienten und viele schöne Erlebnisse. Da bin ich schon etwas wehmütig, dass es vorbei ist."
Wenn am Mittwoch die neue Notdienstpraxis in Lobberich ihren Betrieb aufnimmt, ist der Hausärztliche Bereitschaftsdienst in Grefrath und dem nördlichen Teil Nettetals Geschichte. Außerhalb der Sprechzeiten sind dann die neue Praxis im Lobbericher Krankenhaus und die seit fünf Jahren bestehende Notdienstpraxis in Dülken für den gesamten Westen des Kreises Viersen zuständig.
Für den Patienten, der nachts oder am Wochenende Hilfe braucht, soll das vor allem Vorteile haben: Es gibt nur noch eine zentrale Rufnummer, die Ausrüstung der Notdienstpraxis ist umfangreich und auf dem neuesten Stand, die Behandlung standardisiert und ISO-zertifiziert.
Aus diesen Gründen begrüßt auch der Grefrather Allgemeinmediziner Helmut Retzer die neue Regelung: "Wenn etwa ein Patient mit einem Herzinfarkt kommt, kann ich den im Krankenhaus auch noch im Nachhin-ein weiter betreuen. Generell wird die Behandlung besser werden: Der Patient weiß sofort, wo er hin muss, die Handlungsabläufe sind exakt festgelegt. Dadurch wird alles zügiger ablaufen."
Eben diese strenge Regulierung macht dagegen Bruno Winkels Sorgen. "Es wird mehr Distanz zwischen Arzt und Patient geben. Im Krankenhaus bin ich nicht selbstständig sondern als angestellter Arzt tätig, die Behandlungsweise wird uniformierter." Das sei der Zeitgeist, sagt der Arzt. "Der Trend geht hin zu überregionalen Behandlungszentren und Gleichmacherei. In der 35Seiten starken Dienstanweisung steht sogar drin, was man anziehen muss." Dennoch sei er nicht strikt gegen die neue Regelung, wenn sich herausstelle, dass die Patienten profitieren.
Praxen Ab dem 9. Januar sind die Notdienstpraxen in Dülken, Hospitalstraße88, und im Lobbericher Krankenhaus, Sassenfelder Kirchweg 1, zuständig.
Öffnungszeiten Werktags sind die Notdienstpraxen von 19 bis 24 Uhr, freitags ab 14 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 24 Uhr geöffnet.
Kontakt Die gemeinsame Telefonnummer (Ortstarif): 01802/112333. Hier erfährt man auch, in welcher Praxis weniger los ist.